Die Morgenländische Platane



Bad Breisig. © STH, 5.5.2010.


Im hiesigen Kurpark findet sich als seltene Rarität die Morgenländische Platane (Platanus orientalis), die andererseits eine Stammart der überall angepflanzten Platanen-Hybriden sein soll.

Diese wilde Platane hat ihr Verbreitungsgebiet im trockenen östlichen Mittelmeerraum (Griechenland, Türkei und Kleinasien) und im Norden des Irak und Iran; ihre südliche Verbreitungsgrenze soll etwa auf der Höhe von Jerusalem liegen. - Im Süden Italiens ebenso wie im westlichen Himalaya soll es sich dagegen nur um angepflanzte Bäume handeln [Schütt/ Stuck/ Stimm: Lexikon der Baum- und Straucharten. Hamburg, 2007.].

Die Platane ist kein bestandsbildender Waldbaum, sondern auf grundwassernahe Standorte der Gewässerauen angewiesen.
Sie ist in Mitteleuropa offensichtlich frosthart und soll Kältegrade bis - 20° C vertragen.



Unterscheidungsmerkmale zur ähnlichen amerikanischen Art  Platanus occidentalis und der Kulturform Platanus x acerifolia sind außer den an ihrer Basis besonders schmalen mittleren Lappen des Blatts vor allem die deutlich höhere Zahl der Fruchtstände an einem Stiel.

Nur bei der Orient-Platane sind die Blätter in jugendlichem Zustand flaumig behaart.



Bad Breisig. © STH, 5.5.2010.


Hier an den jungen Blättern noch nicht zu erkennen sind die starken Einschnitte der ausgewachsenen Blätter mit schmalen Lappen.

An dem folgenden stehen gebliebenden Herbstblatt sieht man die Blattform besser.



Bad Breisig. © STH, 21.11.2012.



Bad Breisig. © STH, 22.11.2012.


Wie man auf dem obigen und dem zweiten Foto erkennen kann, gibt es verschiedene Typen von Blüten- bzw. Fruchtständen. Männliche und weibliche Blüten bilden nicht nur eigene kugelige Blütenstände, sondern wachsen auch an getrennten Stielen oder Pedunculi. Die männlichen Blütenstände sind zuletzt stark reduziert, während sich die Fruchtstände weiter entwickelt haben.

Die kugeligen Fruchtstände der Morgenländischen Platane werden angeblich nicht mehr erfolgreich bestäubt, die spärlichen Samen folglich oft parthenogenetisch erzeugt [ I. Aslanboga / Y. Gemici in: Enzykl. d. Holzgewächse, 11. Erg.lfg. 1998/3].




Bad Breisig. © STH, 22.11.2012.


Die Orientalische Platane wird ein nicht besonders hoher Baum, kann aber eine breite und schattenspendende Krone entwickeln. - Die Rinde löst sich zumindest teilweise in deutlich kleinflächigeren Platten ab als bei der Hybride.


Andere Platanen-Arten:

Ob im nebligen London, im trockenen Südeuropa oder an den Rhein-Promenaden, überall pflanzt man Klone einer Platane an, die einer Hybridisierung aus Orientalischer und Nordamerikanischer Platane entstammen soll.



Koblenz, Kaiserin-Augusta-Anlagen. © STH, 16.5.2012.


Platanus x acerifolia, die 'London Plane' soll im 18 Jh. in England entstanden sein. - Wegen der fraglichen Fertilität der Art Pl. orientalis wurde auch vermutet, dass es sich um eine bloße Mutante handelt. Doch war man sich nicht einig, von welcher der beiden Arten: die Blätter erinnern eher an die Orient-Platane, die solitären Blütenstände an die Nordamerikanische Platane.

Die englische Wikipedia gibt jedoch in ihrem Artikel "Platanus x acerifolia" (Stand: Nov. 2012) einen Literaturhinweis über erfolgreiche "controlled reciprocal pollinations", die auch zu einigen neuen Sorten geführt hätten. - Solche Hybriden lassen sich nur ungeschlechtlich, also nicht über Samen vermehren.


Platanus occidentalis, die Nordamerikanische Platane ist im gesamten östlichen Nordamerika bis Süd-Kanada verbreitet, also sehr frosthart; andererseits kommt sie auch in den Südstaaten der USA vor, beispielsweise in der Form 'glabrata' in Texas.

Diese Platanen-Art ist einer der mächtigsten und langlebigsten Bäume Nordamerikas. Sie besitzt große gezähnte Blätter mit einer handförmigen Nervatur, aber ohne deutliche Lappen. Die hängenden Fruchtstiele tragen nur einen Blütenstand.

Sie wird in ihrer Heimat 'Sycamore' genannt. "Sycamorea" war aber der griechische Name einer in Ägypten vorkommenden baumartigen Feigen-Art, die allerdings keine handförmig gelappten Blätter treibt wie die Obst-Feige, sondern ovale ["The Macdonald Encyclopedia of Trees". London / Sydney, 1982.].

Zwei Arten mit deutlich spitz zulaufenden (fingerförmigen) Lappen sind im ariden Südwesten der USA verbreitet: Pl. racemosa in Kalifornien und wrightii in Arizona [Charles S. Sargent: Manual of the Trees of N-America. 1922.]. Weitere Arten gibt es in Mexiko.


Samenvermehrung:

Um wilde Platanen über ihre Samen zu vermehren, werden die Fruchtstände nach der Überwinterung am Baum zerrieben und noch mindestens 2 Monate lang stratifiziert. Das bedeutet, die Samen werden mit einem keimarmen Substrat vermischt und der Witterung ausgesetzt, dann werden sie in ein Kulturbeet gesät [A. Bärtels: Gehölzvermehrung. Stuttgart, 1978.]. Die Stratifikation scheint aber nicht überall wichtig zu sein.

Nach einer anderen Quelle soll man die Samen der Orient-Platane vor der Aussaat mit Wasser und Lehm vermischen.



Systematische Stellung:

Die Platanen wurden einmal zu den Hamamelidae, einmal zu den Rosidae gestellt, doch immer wurde eine engere Beziehung zur Familie der Hamamelidaceae vorausgesetzt. Und wenn man die Ähnlichkeit ihrer Blütenstände mit Liquidambar und ihrer abblätternden Rinde mit Parrotia bedenkt, wäre sogar eine Zugehörigkeit zu dieser Familie denkbar!

Neuerdings behauptet die  botanische Systematik  jedoch allen Ernstes, die Platanen seien eng mit der Lotosblume und den Proteales verwandt, die ihnen nicht nur in keinem Punkt ähneln, sondern auch in völlig unterschiedlichen Regionen und Biotopen vorkommen.

Beachten Sie hierzu auch  meine Webseite zur Systematik !




Copyright © St. Th. Hahn, 16.12.2012.

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