Subtropen und Meridionale Zone

Klima- und Definitions-Katastrophe entsprechen einander



Thema

In der Vegetationskunde und Landwirtschaft werden hygrische und jahreszeitliche Abstufungen des Klimas mit größter Aufmerksamkeit beobachtet.
Vielleicht liegt es daran, dass hier teilweise ganz abweichende Klimazonen-Definitionen im Gebrauch sind als in der Geografie.


In der auf die Pflanzenverbreitung zugeschnittenen Arealdiagnose nach Meusel et al. 1965 wird das Grundmodell der thermischen Klimazonen (tropisch - subtropisch - gemäßigt) vor allem um das Feuchteangebot (Ozeanität) erweitert, außerdem um die Höhenstufe.

Der südlichste Bereich der nordhemisphärischen Landmasse wird als meridionale Zone bezeichnet, um sie von den tropischen Regionen Afrikas, Südamerikas, aber auch Süd- und Südostasiens abzugrenzen.

Von anderen Autoren werden diese Gebiete verschiedentlich auch als subtropisch bezeichnet, einem scheinbar präzisen Begriff, der aber leider für die gegensätzlichsten Klimate und Geozonen verwendet wird.

Ich versuche deshalb hier zu klären, ob die Begriffe 'subtropische Zone' und 'meridionale Zone' Gegensätze darstellen, sich überschneiden oder ein und dasselbe meinen.


In dieser Fragestellung wird auch die Definition von Klimagebieten angesichts eines sich rapide ändernden Globalklimas wichtig.
Können sich Klimazonen verschieben oder entwickeln sie sich nicht doch eher zu etwas ganz anderem?




Klimazonen als Strahlungsgürtel

Die Definition der Tropen als Bereich zwischen den Wendekreisen soll auf die Griechen (Parmenides und Aristoteles) zurückgehen [Manshard 1968].

Die beiden Wendekreise geben die Extrempunkte des Bereichs wieder, in welchem die Sonne ihren Höchststand erreichen kann; der Lauf der Sonne führt auch in großen Teilen dieses Tropengürtels zu Jahreszeiten.


Zwar kann man die solaren Grenzen der Tropenzone gleichzeitig als äquatoriale Grenze der Subtropen hernehmen, doch bin ich mir nicht sicher, ob dies dem ursprünglichen Verständnis der Subtropen entspricht.

Die Meinung der Griechen, ob sie sich in einem subtropischen oder einem gemäßigten Klima aufhielten, ist wahrscheinlich nicht überliefert. Das antike Griechenland durchlebte jedenfalls eine ziemlich kühle Klimaperiode, und die vormodernen Autoren bezeichneten sowohl die Inneren Tropen als auch die subtropischen Wüsten als unbewohnbar.


Der Begriff 'Subtropen' dürfte also auf eine rein mathematische Einteilung der Erdoberfläche zurückzugehen, die allerdings die solare Einstrahlung auf Grund der Neigung der Erdachse berücksichtigt.

Der Begriff 'Tropen' bezeichnet den Bereich bis zu den beiden Wendekreisen bei 23,5° Breite, in welchem der Zenit der Sonne zweimal im Jahr erreicht wird.

Die zweite feste Größe solarer Zonation sind die Polarkreise bei 66,5° Breite, von welchen an die Sonne halbjährlich mehr oder weniger gar nicht oder permanent, wenn auch in einem sehr flachen Winkel, scheint.

Die 43 Breitengrade dazwischen werden als Mittelbreiten bezeichnet und empfangen die Sonnenstrahlung je nach Jahreszeit mit geringerer oder größerer Intensität, aber niemals im Zenit [Heinrich/ Hergt 2006].


Harms Lehrbuch der Geographie beschränkte sich in den 60er Jahren noch auf diese ursprüngliche Zonation ohne die kreative Einrichtung einer Subtropen-Zone [Wagner 1964]:



Definitionen der Klimazonen in einem älteren Geografie-Buch.
Hieraus ist abzulesen, dass die physisch empfundenen Tropen zum damaligen Zeitpunkt mit 48 % der Erdoberfläche um > 20 % ausgedehnter waren als der eigentliche solare Tropengürtel mit 40 %.



Die abweichenden Schulen

Meusel et al. 1965 haben zur genauen Differenzierung der Areale von Pflanzenarten und Vegetationstypen eindeutig eine subtropische, eine meridionale und außerdem als Übergangsstufe zum kühlgemäßigten Klima eine submeridionale Zone unterschieden.


Auch Heinrich Walter machte einen klaren Unterschied zwischen subtropischen und warmtemperierten Zonen. Der Autor unterscheidet als Klimazonen 9 sogenannte Zonobiome planarer Lage; Übergangszonen werden als Zono-Ökotone bezeichnet, Höhenstufen als Orobiome.

Er zieht die Grenze zu den wüstenhaften Subtropen etwa bei den 35. Breitengraden.

Außerdem definiert er das Klima an den tropennahen Ostseiten der Kontinente als 'feucht-warmtemperiert', wodurch das mediterrane Klima an den Westseiten der Kontinente folglich als trocken-warmtemperiert bezeichnet werden kann.


Am konsequentesten hat F.-G. Schroeder 1998 die Mängel und Widersprüche der Definition vermieden, indem er die nord- und südhemisphärischen Subtropen als Vegetationszonen gänzlich fallenlässt und sie als Ariditätsstufen der Tropen darstellt (semihumide regengrüne Wälder -> semiarider Offenwald/ Trockenbusch -> aride Wüste).

Jenseits dieser zonalen Ausprägungen des Tropenklimas lässt er als Zwischenformen zum Polar-Klima in der sogenannten Temperierten Zone auf der Nordhalbkugel nebeneinander eine meridionale, nemorale und eine boreale Zone gelten, auf der Südhalbkugel aber nur eine australe.
Dieses wird mit der Ozeanität der Südhalbkugel begründet, die Temperatur-Minima unter - 10° C verhindert, so dass temperate und boreale Pflanzenformationen (Laubfall und Nadelblätter) praktisch entfallen.

In beiden Hemisphären ist nach seiner Auffassung unter den milden Klimabedingungen der meridionalen und australen Zone der Lorbeerwald die Klimaxvegetation. F.-G. Schroeder schlägt für sie den Begriff 'peritropisch' (tropennah) statt subtropisch vor.

Von Interesse ist auch, dass er die Trockengebiete Eurasiens im Gegensatz zu Meusel et al. zum nemoralen Klimabereich rechnet und deren submeridionale Zone fallen lässt; dadurch wird seine meridionale Zone um einiges schmaler!


Bei ähnlichen Auffassungen zur Klimaökologie widersprechen sich Walter und Schroeder in ihrer Auffassung der Vegetationsentwicklung:
H. Walter betont die Unhaltbarkeit des Klimax-Begriffes (bei der Monoklimax ebenso wie beim Klimaxschwarm). Er kann aber einen stabilen Zustand von Vegetationstypen kaum in Abrede stellen. Bei Ablehnung der Auffassung von einer primären Sukzession und Klimaxgesellschaft vertritt er statt dessen die einer zonalen Vegetation.
Die angebliche Klimaxvegetation und pflanzensoziologische Hierarchie erfahre in Wirklichkeit ständige Umformungen infolge klimatischer oder auch anderer äußerer Einflüsse.




Definitionen




Subtropen und Meridionale Zone


Thema

Klimazonen als Strahlungsgürtel

-- Solare und physische Geozonen



Die abweichenden Schulen



Definitionen Subtropen - Meridionale Zone

-- Gegensätzliche Bedeutungen

-- Überschneidung der Bedeutung

-- Gleiche Bedeutung oder Indifferenz



Quellenangaben




Definitionen Subtropen - Meridionale Zone





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