Einbettung der Kultur in den Naturraum


Auch wenn ein Kulturraum zweifelhafter Qualität geschaffen wurde, so war dieser wenigstens historisch eingebettet in den Naturraum. Es kann auch die Kultivierung des Bodens und der Pflanzen allgemein dem Kulturraum zugerechnet werden. Es gibt also Abstufungen des kulturellen Umfeldes von naturfern bis naturnah.

In traditionellen Kulturlandschaften hatten sich bedeutende Reste von biologischen Funktionen erhalten, was man aber von den zeitgenössischen Technologie-Landschaften nicht mehr behaupten kann.
Aber selbst hier finden noch biologische Vorgänge statt.


Der Naturraum erfüllt wichtige Funktionen auch für den Kulturraum.

Dass sich gewöhnliche Menschen vor der Natur durch Kultur und Technik zu schützen versuchen, schmälert die Hoffnung, dass kleine Reste des Naturraumes vor dem technologisch verstärkten Menschen verschont bleiben könnten.


Es genügt nicht, sich für eine vage Kategorie namens Natur zu engagieren. Ihre wohltätigen Erscheinungsformen und die Bedingungen, die sie benötigen, müssen klar definiert und erarbeitet werden.

Die aktuelle Kultur dient dem Menschen allerdings zur Abkoppelung von einer Umwelt, die seiner Experimentierlust und seiner Massenvermehrung nicht mehr genügt. Was im Grunde nicht heißen soll, dass es einen schwerwiegenden Konflikt zwischen menschlicher Kultur und den Ökosystemen gibt. Organismen konnten Ökosysteme schon immer bis zu einem gewissen Grade gestalten. Auch die Techniken der menschlichen Kulturen dienten ursprünglich nur zur Erschließung der Natur.

Kultur könnte in ihrer anfänglichen Zielsetzung als eine weitgehende Anpassung an die Bedingungen eines Ökosystems definiert werden. In der aktuellen Realität ist sie aber alles andere.


Über Epochen genoss die Pflanzenkultur nur eine untergeordnete Wertschätzung, weil die Natur selbst über unerschöpfliche pflanzliche Produktivität zu verfügen schien.
Und nun glaubt man, durch die imaginierte Übertragung der Eigenschaften dieser pflanzlichen Natur auf die Maschinenwelt ebenso unerschöpfliche Erträge erreichen zu können.


Sogar in der Pädagogik hat sich als verbindliches Lehrgebäude durchgesetzt, dass der Mensch in einer Umwelt aus Pflanzen, Boden, Wasser und Luft lebt, die es zu erhalten gilt. Einstmals hat auch die Tatsache eine wichtige Option dargestellt, dass Naturräume von konkurrierenden Arten belebt waren. Von diesen setzten sich aber nicht etwa Hirsch oder Waldmensch durch, sondern ausgerechnet Homo technicus, der sich am wenigsten anpasst. Es ist zu befürchten, dass es sich dabei um keinen natürlichen Prozess handelt.


Stellt der technifizierte Mensch am Ende nicht auch eine Gefahr für den Kulturraum dar? Denn dieser ist eher ein Ökosystem als ein technischer Apparat oder ein Puppen-Theater.




Destruktivität der Technologie


Der Kulturraum ist vollgestopft mit den schäbigsten Wundern der Technik, und wenn jemand eine Rückkehr zur Natur verlangen sollte, erhebt sich ein gewaltiges Geschrei, man habe sich schon vor Urzeiten gegen ein natürliches Leben entschieden.

Von der nuklearen Lösung aller Energieprobleme bis zur gentechnischen Erzeugung von Gesundheit, Stoffen und Nahrung wird alles als kultureller Fortschritt bejubelt.

Indem Technologie automatisch mit kultureller Höherentwicklung gleichgesetzt wird, wird ihre mangelhafte Qualität ausgeblendet. Ihre Defizite bestehen im Fehlen ökologischer Tragfähigkeit und ökonomischer Tragbarkeit.

Auch Technologien können naturnah und eingebettet in menschliche Gesellschaften konzipiert werden. Von diesem Leitbild weichen aber schon die kleinste Plastiktüte und der kleinste SUV ab.


Dadurch, dass alle Länder der Erde zur Imitation und Belieferung der Industrienationen gezwungen wurden, ist ein ökologischer Kollaps vorprogrammiert. Möglicherweise ist der kulturelle Einfallsreichtum aber auch in den nicht-industrialisierten Ländern zu mangelhaft.

Das Problem der Zerstörung allzu vieler Teilsysteme und inzwischen sogar der Gesamtheit der Natur geht weniger vom Nahrungsbedarf als von den anderen Elementen menschlicher Kulturen aus.


Eine kurzsichtige, völlig selbstbezogene, quasi autistische und gleichzeitig globalisierte Technologie-Entwicklung, die sich vorwiegend nur durch ihre gesellschaftliche Macht und Destruktivität auszeichnet, wird zum Dauerrisiko!

Ein Kennzeichen der modernsten Technologien, die extreme Erhöhung der Geschwindigkeit endogener Prozesse durch Einsatz unerhörter Energiemengen, entfernt sie komplett aus den Dimensionen belebter Ökosysteme. Diese Technologie droht, in den Dimensionen kosmisch-physikalischer Prozesse zu verglühen und mit ihr der Rest der Welt.


Steuerung und Nutzung der Ökosysteme ist genuines Ziel des Menschen ebenso wie das anderer Lebewesen. Seine Technologie es es aber, die den Erdkreis so gründlich tyrannisiert hat, dass nahezu alles über-mikroskopische Leben von ihr bis in die Substanz geschädigt wurde.


Technologie ist kein Selbstzweck.

Ab einem gewissen Maß an Umweltzerstörung kann man nicht mehr von Kultur reden.