Waldweide in der Eifel


Von Rechts wegen sollten die Waldverjüngungen (Saat und Jungpflanzen) der Eifel eigentlich mehrere Jahre von jeglichem Eintrieb von Weidetieren verschont bleiben, doch war der Schutz solcher Schläge in der Praxis schwer durchführbar.


Die allgemein übliche Schweinemast im Wald dürfte noch das geringste Problem gewesen sein, da Schweine als Bodenwühler nicht die Vegetation abfressen.

Mit fortschreitender Waldrodung mussten die Schweine aber aus teilweise recht großer Entfernung herbeigetrieben werden. Daher wurden in den Waldungen Schweineherden in sehr großen Stückzahlen gehalten (bis zu 1000 Stück).


Ziegen und Schafe verursachen Waldschäden durch das Abäsen der Verjüngung. Durch zu große Stückzahlen führten sie zur Ausbreitung von ausgedehnten Ödländern in der Eifel.

Schwind nennt für das Jahr 1828 eine Zahl von 280000 Schafen in den 10 Landkreisen der Eifel [Schwind 1984]. Ihre Anzahl halbierte sich im Laufe der folgenden 50 Jahre.

Obgleich Schafherden im Vergleich zu den kleineren Gruppen, in denen Ziegen gehalten werden, nicht weniger schädlich sind, wurden sie in den Forstverordnungen weniger oft erwähnt. (Sie hatten sich allerdings im Interesse der Wollgewinnung und Fleischversorgung schon ihr eigenes Biotop von Ödländereien geschaffen!)

Am Ende des 18. Jh.s wird die Waldweide der Schafe allgemein verboten, am 5.4.1838 wird dieses Verbot für Rheinpreußen bestätigt.


Doch auch Rinder wurden ermangels guten Graslandes im Wald geweidet. Im Wald wurde sogar Heu gewonnen.

Die größten Schäden richtete das Rindvieh an den aufkommenden Stockausschlägen nach Fällung an.

Zur Gewinnung von Holzkohle waren die Wälder großflächig abgeholzt worden; auch in diese grasreichen Flächen mit aufkommender Verjüngung wurde das Rindvieh geführt. Anfang des 18. Jh. wurde daher in verschiedenen Verordnungen festgelegt, dass solche Flächen einige Jahre vor dem Vieh geschützt werden sollten.


Der immer lichter werdende Eifelwald bildete sogar die eigentliche Futtergrundlage der Viehhalter.
Aus diesem Grunde wurde die Waldweide sogar in herrschaftlichen Wäldern ('Kammerwald') geduldet [Schwind 1984].
Die Viehhalter nutzten ohnehin völlig rücksichtslos jede Möglichkeit des Weideeintriebs.

Die Waldweide des Großviehs ist das Beispiel einer rückständigen und ungeordneten Landwirtschaft, wurde aber nichtsdestotrotz bis in die zwanziger Jahre des 20. Jh.s und besonders im 1. Weltkrieg weiterbetrieben.




Entnahme der Waldstreu


Zuletzt wurde die Waldstreuentnahme in der Eifel zur Ursache extremer Bodenverarmung, welche bekanntlich nur noch eine Aufforstung mit Nadelhölzern, insbesondere der Fichte (Picea abies) zuließ.

Destruktive Ausmaße nahm die Streunutzung erst an, als im 18. Jh. die Stallhaltung allgemein eingeführt wurde.


Die Rinderhaltung als Hauptbetriebszweig besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s erforderte bei unzureichenden Stroh- und Felderträgen bedeutende Futter- und Erntemengen im Winter.

Einstreu war ja vor allem wichtig für die Erzeugung von Wirtschaftsdünger, und mit diesem konnte nur in guten Jahren wieder ausreichend Futter und Stroh gewonnen werden.


Daher bestand eine immense Nachfrage nach Einstreu-Material. Das Laub wurde aus dem Wald geschafft, sobald es von den Bäumen gefallen war.

Das eigentlich innovative Konzept der Wirtschaftsdüngergewinnung schädigte in der Eifel also die Waldböden.

Die hohe Nachfrage könnte natürlich auch darauf zurückgeführt werden, dass der Viehbestand einfach zu groß war.


Auch Heide-Plaggen wurden zur Einstreu verwendet. Heidekraut und Heidelbeere haben sich bis heute als Indikatoren der Waldboden-Verarmung in der Eifel erhalten.


Verordnung der königlichen Regierung Trier vom 20.11.1828 zur Streunutzung [Schwind 1984]:

Die Bevölkerung der Eifel pochte jedoch auf ihrer Notlage und umging die Amtsverordnung nach Möglichkeit. Daher sollte eine Streuentnahme nur noch auf Antrag erfolgen. Offenbar wurde in der Vulkaneifel 1877 die letzte Genehmigung zu einer Laubentnahme erteilt; die Gewinnung von Heidestreu (auch aus dem Wald) wurde aber weiterhin genehmigt [Schwind 1984].




Quelle


Dr. Werner Schwind: Der Eifelwald im Wandel der Jahrhunderte - ausgehend von Untersuchungen in der Vulkaneifel (Dissertation). Düren, 1984.