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Fortbildung zum Ökowirt, Bad Bergzabern, 1987/88 - Schriftliche Abschluss-Arbeit (Rechtschreibung und Fehler korrigiert)


Überlegungen zur Optimierung der Bodenfruchtbarkeit in nach biologisch - ökologischen Methoden arbeitenden Betrieben




III. Boden


Bodeneigenschaften


Bodenbearbeitung

Eher schwere Böden wie im Beispielbetrieb neigen zum Vernässen und Verschlämmen. Durch Trockenrisse kann es zu Wurzelschäden kommen. Schnellere Erwärmbarkeit leichter Böden lässt eine weit termingerechtere Bodenbearbeitung zu. Aber es kommt hier auch zu schnellerem Abbau organischer Substanzen. Schwere Böden sollen sogar nicht unmittelbar vor starkem Regen bearbeitet werden, da die Oberfläche verschlämmt und verdichtet. Problematisch bleibt auch die Notwendigkeit stärkerer Bearbeitungsgeräte und intensiverer Maßnahmen bei schweren Böden.

Sie müssen unter Umständen schon im Herbst bearbeitet werden und über Winter bedeckt gehalten werden. Mulchdecken verzögern in unserem Klima aber auch die Erwärmung. Durch den Luft- (= Wärmeleiter) mangel nasser schwerer Böden sind diese spätfrostgefährdet. Zur Wachstumsruhe ist keine Bakterientätigkeit möglich und bei flachem Wurzelwachstum erfrieren und verkümmern angebaute Pflanzen leicht. Die verspätete Bodenbearbeitung verschlämmter Böden im nächsten Jahr könnte dazu führen, dass die dann angebauten Pflanzen unter Dürre zu leiden haben. Eine "trockene Herbstfurche" hat also unter diesen Bedingungen nur Vorteile.

Die Belebung der durch Maschinen und Geräte verdichteten Ackerkrume durch Sauerstoffzufuhr kann nur durch Bodenbearbeitung erreicht werden. Ein Zuviel führt zu Abbauvorgängen, die Stickstoff-Auswaschung und bei gleichzeitiger Versauerung Tonverlagerung zur Folge haben.


Humusgehalt

1,5 - 4,5 % Durchschnittsgehalt Humus in unseren Ackerböden erlaubt die Verwitterung von Mineralien, die Umsetzung der Nährstoffe zu schwer löslichen Salzen, die Chelatisierung derselben und vielfältige weitere Reaktionen. Humus kann Veränderungen des pH-Wertes abpuffern und durch die Bildung von Schwermetall-Komplexen den Immissionsdruck mildern. Auch der Tongehalt und Kalkung sind natürlich von Bedeutung für die Pufferung.



Basenverluste

In diesem Zusammenhang ist auf den Säure-Eintrag durch Regen hinzuweisen. CO2, schweflige und Schwefelsäure, die mitgeführt werden, lösen Ca, Mg, K und allgemein Tone, die über die Anreicherung in einem Stauhorizont eine völlig veränderte Bodenart initiieren - den 'flachgründigen Pseudogley'.

Die Pufferfähigkeit des Bodens wird durch Nässe beeinträchtigt. Wassergesättigter Boden enthält auch keine Luft mehr. Sand ist schon mit einer einfachen Wassermenge gesättigt, Lehm bei der 2- und Ton bei der 2,5-fachen Menge.

Auch im Beispielbetrieb sind die Böden z.T. sauer und werden in den benachbarten Betrieben aufgekalkt. Entkalkte tonige Böden sind erst nach Aufkalkung auf pH-Wert 7 wieder bearbeitbar. Überhaupt müssen die natürlichen Basenverluste in Hinsicht auf die Bodenentwicklung berücksichtigt werden. Sie betragen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen allein durch Auswaschung 300 kg/ha Ca sowie 50 kg/ha durch Ernte.

Für Ackerland sind zur Strukturerhaltung höhere pH-Werte nötig, während Grünland und natürliche Pflanzengesellschaften wegen der Durchwurzelung niedrigere pH-Werte, wodurch die Verwitterung der Bodenmineralien intensiviert wird, erlauben. An Mineralstoffen arme Sandböden besitzen wegen dieser Verwitterungs-Intensität ebenfalls bei einem niedrigen pH-Wert von 5 - 5,7 ihr Optimum. Für die Aggregatstabilität schwerer und toniger Böden ist aber ein hoher pH-Wert erforderlich.

Aufgekalkt werden nur schwere und stark saure Böden mit schnell wasserlöslichem Branntkalk, leichte bis mittlere Böden mit dem nur durch Säure löslichem Kohlensauren Kalk. Aufwandmengen CaO/ha im Feldgemüsebau auf S, lS (pH-Optimum 5,8 - 6,2) 15 dt und für sL (pH-Optimum 6,3 - 6,7), Löß und Tonböden 25 dt. Für eine Erhaltungskalkung etwa wieder in 3 Jahren liegt die Aufwandmenge um 25 - 50 % niedriger. Die Bedeutung des Ca für Adsorption und Austausch von Nähr- und Humusstoffen und seine hygienisierende Wirkung können nur noch einmal betont werden. Allerdings unterliegt der Austausch der Nährstoffe bei Ca-Überdüngung hoher potentieller Auswaschung, weshalb man sagt, Kalk mache die Väter reich und die Söhne arm. Insbesondere darf Kalk niemals mit Stallmist ausgebracht werden, da dadurch Ammonium freigesetzt wird.



Gesteinsmehle

In diesem Zusammenhang soll auch der Zusatz von Gesteinsmehlen nicht unerwähnt bleiben. Im Beispielbetrieb wird mit einem Mehl aus Eifellava (Si-arm) ein basischer Bodenverbesserer eingesetzt, der bei Prozent-Anteilen von Ca: 11-17, Fe2O3: 10-12, MgO: 6-16, P2O5: 0,5-1,5, K2O: 4, Na2O: 4 wohl durch keinen anderen Dünger ersetzbar ist. Die bodenverbessernde Wirkung der Gesteinsmehle besteht in der Erhöhung der Kationenaustausch-Kapazität und der Eindämmung von Fäulnisprozessen im Boden. Besonders Leguminosen besitzen ein hohes Aneignungsvermögen für Gesteinsmehle, deshalb werden diese über die Leguminosen-Gründüngung ausgebracht und mit ihr eingearbeitet. Für den Feldgemüsebau werden als Aufwandmengen 500 - 1000 kg/ha angegeben, hauptsächlich wohl für sehr arme Böden und während der Umstellung. Bindungsfähigkeit und Mineralstoffabgabe durch Mikrobentätigkeit lassen sich durch den Vermahlungsgrad beeinflussen. Feine Mehle machen sandige und humusarme Böden bindiger, grobe lockern und verbessern verdichtetes Erdreich. Die im biologischen Anbau verwendeten Silikat-Gesteine werden entweder aus basischem Basalt, Diabas, Lava hergestellt (für zu Versauerung neigende Böden, z.B. humusarme Sandböden) oder aus Si-reicheren und Basen-ärmerem Granit, Gabbro, Gneis (für kalkreiche Böden). Im gärtnerischen Pflanzenbau werden zur Bodenauffrischung anstatt Fremderde oder Lehm Gaben von 10 kg/a Bentonit empfohlen. Gesteinsmehle erhöhen auch die Resistenz der Pflanzen und werden für viele tier- und pflanzenhygienische Anwendungen eingesetzt.


Bodenhorizonte



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