Startsymbol

Fortbildung zum Ökowirt, Bad Bergzabern, 1987/88 - Schriftliche Abschluss-Arbeit (Rechtschreibung und Fehler korrigiert)


Überlegungen zur Optimierung der Bodenfruchtbarkeit in nach biologisch - ökologischen Methoden arbeitenden Betrieben




VI. Düngung durch Pflanzen: Gründüngung, Mulch, Fruchtfolge



Biomasse und Mulch

In natürlichen Pflanzenbeständen erfolgt die Durchmischung des Bodens mit absterbender Biomasse durch Regenwürmer, welche Grünmasse und z.T. auch Stallmist - mit dem Untergrund vermischt durch landwirtschaftliche Bearbeitung - verschmähen. Die Aufschließung des Bodens durch Humusstoffe erfolgt über die Blattmasse in der Humuskrone und über die Wurzelmasse im Boden.

Ähnlich können frischere organische Abfälle durch schleierartige Flächenkompostierung zum Bodenaufbau ausgebracht werden, z.B. unter Nutzung einer besonderen Grünlandparzelle (Mulch der Juni- und August-Schnitte). Wegen der intensiven Umsetzung der Frischmasse den Mulch aber erst nach dem Auflaufen der Kulturen anwenden! Überwinternde Bodendecken werden aufgedeckt und das auflaufende Unkraut vor der Aussaat bekämpft. Farn- und Comfrey-Mulch ist wegen hoher K-Gehalte wertvoll.



Lebende Gründecken

Wegen ihrer Durchwurzelung werden lebende Gründecken besonders bei der Überwinterung vorzuziehen sein. Die Wurzelmasse bindet Mineralisationsprodukte und ermöglicht Lebendverbauung. Auch organische Substanz wie Stroh und Stallmist wird durch lebende Gründecken viel effektiver in den Boden eingebaut. Bei dünnem Stallmistschleier (100 dt/ha), sobald die Gründecke schließt, wird sogar entweichendes Ammoniak aufgenommen. Auch Stroh (50 - 100 dt/ha) wird unter einer Gründecke ausgiebig und sparsam humifiziert, z.B. zerkleinertes Stroh durch Klee: durch den durch Wurzelsymbionten gebundenen Stickstoff kann die anfallende C-Masse mineralisiert werden, ohne dass es allerdings zu einer Humusvermehrung durch Stroh kommt.

Wichtig für die Gründüngung ist ein schneller Start des Wachstums, der nur durch ausreichende Nährstoffversorgung des Bodens und sorgfältige Bodenbearbeitung gewährleistet ist. Wegen langsamer Zersetzbarkeit ist die Grünmasse eher klein zu halten durch Sortenwahl, regelmäßigen Schnitt oder durch eine Mulchdecke.

Erwünscht sind große Blattoberflächen (Photosynthese), Etagenbau (Bodenbedeckung) und verholzende Stengel (Dauerhumus). Gute Gründüngungspflanzen haben eine höhere Wurzelproduktion als physiologischer Bedarf besteht. Die verschiedenen Wurzeln sollten alle Bodenschichten gleichmäßig und in kleinsten Abständen durchdringen. In Trockengebieten ist die Wasserkonkurrenz der Zwischenfrüchte zu berücksichtigen. Durch Stoppel-, Wurzelreste und Ernterückstände wird schon bis zu 50 % einer notwendigen Gründüngung bestritten.

Unbestritten ist die strukturverbessernde und tiefenlockernde, die Erosion mindernde und Unkraut regulierende Wirkung einer Gründüngung. Durch Bildung von Nährhumus, Verminderung der Auswaschung und Aufschluss von P und Spurenelementen bleibt der Nährstoffhaushalt des Bodens intakt, wobei aber nur durch Leguminosen-Anbau eine echte N-Anreicherung erzielt werden kann. Ein Problem bleibt die Anreicherung mit Dauerhumus, da bei nur kurzzeitigem Nährhumus-Angebot mikrobieller Abbau von Humus eingeleitet wird.

Auch zur Begrünung einer Pflugfurche eignet sich Gründüngung. Im Beispielbetrieb wird vernässtes Land und Neuland durch ein ganzjähriges Gründüngungsgemisch vorbereitet. Zur Transformation hohen organischen Düngeranfalls eignen sich Gräser. Zur Tiefenlockerung eignen sich Lupine, Luzerne, Rotklee. Durch mehrjährigen Kleegras-Anbau können auch Ausläufer-Unkräuter und Disteln bekämpft werden.

Man unterscheidet überwinternde Zwischenfrüchte, Herbstzwischenfrüchte, die besonders im intensiven Gemüsebau wegen rascher Verrottung, problemloser Einarbeitung und der Möglichkeit einer Winterfurche (bei schweren Böden) gebräuchlich sind (Stoppelfrüchte), und Untersaaten.



Überwinternde Gründüngung

Als überwinternde Gründüngung vor späten Gemüsekulturen und Kartoffeln empfehlen sich W-Roggen (2500 g/a), Wickroggen (800 g/a Zottelwicke + 1000 g/a W-Roggen) und besonders das 'Landsberger Gemenge' (300 g/a Inkarnatklee + 200 g/a Zottelwicke + 120 g/a Welsches Weidelgras).

W-Raps und W-Roggen werden ab August bis Mitte Oktober eingesät. Durch sein schnelles Wachstum eignet sich W-Roggen gut zur Eindämmung hartnäckiger Unkräuter und als Stützfrucht für die winterharte Zottelwicke (Aussaat bis September). Im Frühjahr muss er geschnitten werden, er gestattet durch Bestockung auch mehrmaliges Mulchen.


Herbstzwischenfrucht

Die Aussaat von Ölrettich empfiehlt sich bis September bei schwereren oder verdichteten und nicht zu sauren Böden. Ölrettich, Gelbsenf, Phacelia eignen sich als Herbstzwischenfrucht und als kurzzeitige Voraussaat. Senf hinterlässt ein ausgezeichnetes Saat- und Pflanzbett (nach dem Abfrieren) und wirkt der Bodenmüdigkeit entgegen. Bei zu dichter Aussaat entwickelt sich nicht der nötige Wurzelfilz. Zur Unterbodenlockerung sollte grundsätzlich die Saatmenge vermindert werden, da sich bei dichtem Pflanzenbestand die Wurzeln nicht ausreichend entwickeln können.



Gründecken in der Fruchtfolge

W-Roggen ist die beste Vorkultur für Wurzelgemüse. So das 'Landsberger Gemenge' auch für Spätkohl. Termingerechter ist Roggen als Wintereinsaat. 'Landsberger Gemenge' kann ebenso wie W-Raps einen zu hohen Verbrauch an Winterfeuchtigkeit haben, vornehmlich auf leichten Böden an trockenem Standort (wegen dem Welchen Weidelgras). Deshalb dort den letzten Schnitt unterlassen. Für die leichteren Böden eignet sich Wickroggen.

Ein anderes Problem ist der hohe Kreuzblütler-Anteil bei Gemüsekulturen und Gründüngungspflanzen. Vielleicht kann durch Phacelia Abhilfe geschaffen werden, die auch eine Nematoden-Feindpflanze ist. Gründüngungs- und Futter-Gemische sind weitgehend selbstverträglich (anders als im Reinanbau).


Fruchtfolgen



Copyright © 4.5.2006 St. Th. Hahn.
All Rights reserved.