Intro


Esskastanie_aktuell (Ausgabe 30.05.2015)

Dossier Verbreitungsgeschichte



Archaeobotanik (Pollenchronologie) der Eurasischen Edelkastanie

Eiszeitliche Refugia

-- Karte

Frühgeschichtliche Ausbreitung

-- Pollen-Nachweise

-- Antike Autoren

-- Wahrscheinlich keine Kultivierung durch die Römer

-- Geringe Evidenz der Nutzung als Nahrung

-- Holznutzung als Verbreitungsfaktor

Kommentar zur Verbreitungsökologie





Archaeobotanik (Pollenchronologie) der Eurasischen Edelkastanie

Die Edelkastanie ist nicht nur ein Indikator für Gebiete extraglazialer und nicht-arider Klimaoptima, sondern auch für Gebiete mit agrarischer Nutzbarkeit.

In der Zeitschrift "Vegetation History and Archaeobotany vol.13 [2004]" sind zwei Artikel erschienen, die sich mit der Verbreitungsgeschichte der Europäischen Esskastanie befasst haben, indem sie die verfügbaren Pollenanalysen des Kontinents komplett auswerteten. Außerdem wurden die sich auf diesen Fruchtbaum beziehenden Texte antiker Autoren berücksichtigt, die allerdings recht unergiebig sind.


Eiszeitliche Refugia

Zunächst entwickeln die Autoren P. Krebs, M. Conedera, M. Pradella, D. Torriani, M. Felber, W. Tinner in dem Artikel "Quaternary refugia of the sweet chestnut: an extended palynological approach." ihre Theorien zum Problem der Rückzugsgebiete der Edelkastanie unter den Bedingungen des Eiszeitklimas.

Refugia mit geeigneten Mikroklimaten für thermophile Pflanzenarten sind in der Eiszeit offenbar zahlreicher gewesen als bisher angenommen. Auf jeden Fall gab es während der Eiszeit auch europäische Refugien der Esskastanie!


Anhand von 1471 Standorten der Pollenanalyse wurden drei Pollenfund-Perioden herausgearbeitet (mit Karten):

  • A. Das 'Last Glacial Maximum (LGM)' 18000 J.v.h. ± 500 J. :
    Während des Glazialen Maximums gab es größere Kastanienbestände im Bereich des Unterlaufs des Po und auf der europäischen Seite des Marmarameeres.
    Kleinere Vorkommen scheint es auch am Alpenrand im Gebiet um Lyon, im Atlas-Gebirge (Tigalmamine) und im nördlichen Israel (Hula-See) gegeben zu haben; hinzu kommen Holzfunde im Biskaya-Gebiet.
    Die eiszeitlichen Refugien im Atlas und in Israel scheinen bald dauerhaft erloschen zu sein.

  • B. Der Beginn des Holozäns mit stark ansteigenden Temperaturen 9000 J.v.h. :
    Vom Beginn des Holozäns lassen sich größere Bestände südlich von Valencia, in der Toskana, erneut am Marmarameer und nun auch in Kolchien und bei Suchumi nachweisen; kleinere Vorkommen in N-Spanien, der Provence, Sizilien, Griechenland und Anatolien.

  • C. Der Beginn des Atlantikums, des klimatischen Optimums 7500 J.vh. :
    Die aufgeführten Bestände erhalten sich auch im Atlantikum.
    Hinzu kommt eine stärkere Ausbreitung im nw-spanischen Galicien, in Burgund, Ligurien, dem Norditalienischen Seengebiet, Latium, Bulgarien, Anatolien und an der Syrischen Mittelmeerküste.


Mit Hilfe der 1471 Standorte der Pollenanalyse verschiedener Quellen haben die Autoren einen Index der Refugial-Wahrscheinlichkeit ('index of refugium probability' = IRP) für Castanea sativa berechnet.
Anhand dieses IRP-Indexes wird das Gebiet südlich der Gebirgsketten des Kaukasus weiterhin als wichtigstes Rückzugsgebiet angenommen; allerdings wurden hier sehr hohe Pollen-Anteile erst aus der Nacheiszeit, nicht aus der Glazialzeit selbst nachgewiesen.

Ein zweites (bisher weitgehend unbekanntes) Refugialgebiet hoher Wahrscheinlichkeit wird im Gebiet des Marmarameeres lokalisiert, welches während der Eiszeiten trockengefallen war.

Rückzugsgebiete geringerer Signifikanz befanden sich am Schwarzen Meer an der westanatolischen und an der bulgarischen Küste, außerdem im Tief- und Hügelland Griechenlands (bis Süd-Bulgarien), in Norditalien (Venetien, Romagna, Toskana, Ligurien), in Mittelitalien (Latium, Kampanien), in Frankreich (vor allem in der Dauphiné) und in Nordspanien (Biskaya-Küste und Galicien).


Norditalien könnte auch deshalb ein wichtiges Refugialgebiet gewesen sein, weil das Adriatische Meer während der Glazialzeiten trockengefallen war; andererseits könnte angenommen werden, es sei hierdurch sehr kontinental und zu kalt für wärmeliebende Arten geworden.
Der Pollen-Fundort am Monte Amiato (etwa auf gleicher Höhe wie Elba) soll angeblich seit der Eem-Warmzeit permanent ein Vorzugsgebiet der Edelkastanie gewesen sein.

Von einiger Bedeutung ist auch ein kleineres Rückzugsgebiet im Hügelland östlich des Gardasees (Monti Lessini, Monti Berici, Colli Euganei), das auch als Quelle für Pollenfunde nördlich der Alpen gilt.


Interessanterweise gibt es offenbar kaum Pollennachweise für den Süden der Iberischen Halbinsel und die großen Inseln Korsika und besonders Sardinien. Wahrscheinlich waren diese Gebiete gerade in den Eiszeiten zu trocken.

Die in dieser Arbeit ausgewerteten Pollen-Funde spiegeln also auch die Niederschlagsverhältnisse wieder, wie sie während der Eiszeiten vorherrschten. Im südlichen Mittelmeerraum gibt es kaum Pollen-Fundstätten, was nicht allein darauf zurückgeführt werden kann, dass die dortige wissenschaftliche Infrastruktur schwächer entwickelt ist. Es wäre allerdings theoretisch auch möglich, dass Pollensedimente durch nachträgliche Aridisierung und Winderosion verloren gegangen sind.

Wahrscheinlich sorgte während des trockenen Eiszeitklimas nur der Wolkenstau vor Gebirgsbarrieren für ausreichende Niederschläge, die ja auch für eine Pollen-Sedimentation notwendig sind.
Nicht nur die wahrscheinlichen Edelkastanien-Standorte, sondern auch die Refugien anderer Arten befinden sich bevorzugt im Bereich von Bergländern, weil diese regelmäßige orographische Niederschläge sicherstellen. Das erklärt die Rückzugsgebiete der Edelkastanie am Südrand der Alpen und des Kaukasus. Diese Gebirge boten auch einen Schutz vor den Kaltlufteinbrüchen der Kältesteppen und -wüsten.


Eiszeitliche Refugialgebiete der Edelkastanie hoher Wahrscheinlichkeit


Erstellt mit LibreOffice 3.3 Draw.
Quellen:         1. Karte (Fig.6) in P. Krebs et al. (2004): Quaternary refugia of the sweet chestnut ..: an extended palynological approach.
2. NASA-Software "World Wind" auf Grundlage von Satellitenbildern, reproduz. als Wikipedia-Bilddatei "Mediterranean_Sea_surface.jpg"


Gebiete hoher Refugial-Wahrscheinlichkeit sind dunkelgrün, Gebiete mittlerer Refugial-Wahrscheinlichkeit grün-schraffiert dargestellt. - In der Originalkarte sind noch weitere Gebiete geringerer Signifikanz verzeichnet, deren nördlichstes am Unterlauf der Loire liegt.





Frühgeschichtliche Ausbreitung

In einem zweiten Artikel: "M. Conedera/ P. Krebs/ W. Tinner/ M. Pradella/ D. Torriani: The cultivation of Castanea sativa in Europe, from its origin to its diffusion on a continental scale" wird dann der Versuch unternommen, die frühgeschichtliche Ausbreitung der Kastanienkultur auf Grund von Pollenanalysen, Archäologie und schriftlichen Zeugnissen zu rekonstruieren.


Pollen-Nachweise

Eine Zunahme von Edelkastanien-Pollen wird eher im Zusammenhang mit neolithischen Rodungen (in Bulgarien seit 7000 J.v.h.) gesehen als infolge gezielter Kultivierung.

Eine fortgeschrittene Landwirtschaft mit Baumkulturen gab es seit 4000 J.v.h. Dem folgte eine Zunahme der Edelkastanien-Pollen auf der Italienischen Halbinsel (Lago di Martignano; ca. 3600 J.v.h.). Etwa zu diesem Zeitpunkt (lange vor der Kultur der Hellenen) scheint auch ein Kulturaustausch über die Alpen stattgefunden zu haben, der sich in Funden von Nahrungspflanzen-Resten, die südlich der Alpen kultiviert wurden (Einzelfund einer Esskastanie), wiederspiegelt.

Die Karten über die Pollen-Nachweise im 2. Jt. v.Chr. zeigen allerdings kaum Veränderungen gegenüber der Nacheiszeit.

Karten der Pollen-Nachweise aus dem 4. vorchristl. Jahrhundert zeigen eine Zunahme von Castanea sativa besonders in Norditalien und in Galicien (außerhalb des griechischen Kulturtransfers und der griechischen Kolonien).


100 - 600 n.Chr. sei ein Anstieg ihres Pollenanteils in Norditalien besonders am Südrand der Alpen festzustellen: besonders häufig war die Edelkastanie östlich des Lago Maggiore und nördlich des Luganer Sees.

Auch im übrigen Europa erscheinen Edelkastanien-Pollen häufig erstmals in den Jahrhunderten nach Christus; das kann mit der Expansion des römischen Herrschaftsbereichs in Verbindung gebracht werden.
Für das 5. Jh. n.Chr. wird anhand des Pollens die Konsolidierung des Baumes in der Toskana und im spanischen Galicien festgestellt, eine deutliche Präsenz auch am französischen Alpenrand (Gebiet von Lyon), sowie in den Randgebieten des französischen Zentralmassivs.


Antike Autoren

Theophrast (370 - 287 v.Chr.) und seine "Historia plantarum" wird als die relevanteste griechische Quelle angegeben. Demgegenüber wird eine ganze Liste römischer Quellen aufgeführt, denen die Autoren hohe Relevanz zuschreiben.

Theophrast beschreibe ausführlich die Unterschiede zwischen Wildpflanzen und kultivierten Formen. Anhand seiner Beschreibungen sei anzunehmen, dass Castanea sativa am häufigsten in den bergigen nördlichen Gebieten Anatoliens und Griechenlands vorkam. Auf Grundlage von Theophrast werden als Stätten erster Inkulturnahme nur die kleinasiatischen Küstenländer am Ägäischen Meer benannt.

Auch scheint Theophrast die Bewohner von Euboea als Kultivateure der Edelkastanien erwähnt zu haben. Diese wurden zu wichtigen Kolonisatoren im westlichen Mittelmeerraum, die auch die Stadt Cuma bei Neapel gründeten.


Griechischen Einflüssen wird bei der Inkulturnahme der Esskastanie in Italien ein große Rolle zugeschrieben. Dies ist besonders auf den römischen Autor Plinius den Älteren ("Naturalis Historia") zurückzuführen, der beim Vesuv-Ausbruch 79 n.Chr. ums Leben kam.

Er war auch der erste, der Kulturformen der Art erwähnte, und zwar
- die 'Zeus-Eichel' ("acorn of Zeus") als eine kultivierte Form der Esskastanie,
- die beliebtesten Fruchtsorten ('tarantina', 'corelliana', 'tereiana'), die aus dem Gebiet von Taranto und Neapel kamen.

Doch Plinius erwähne als Stätten der Kastanienkultur nur die griechischen Stadtstaaten in Süditalien; aus diesen Gebieten gibt es aber kaum Pollenanalysen.

Nach Ovid waren die Abhänge des Ätna auf Sizilien eine weitere griechische Stätte der Kastanienkultur.


Wahrscheinlich keine Kultivierung durch die Römer

Obwohl es eine ziemlich umfangreiche römische Literatur zur Landwirtschaft gibt, findet die Kultivierung der Esskastanie dort keine Erwähnung; erst Gargilius Martialis (ca. 200 - 260 n.Chr.) habe sie in einer Schrift über den Gartenbau aufgeführt.
Die schweizer Autoren nehmen Cato (234 - 149 v.Chr.) und sein "Liber de agricultura" als Referenz, der jedoch in einer frühen Phase des römischen Reiches lebte, und dessen Interessen eher bei der Bewirtschaftung großer Latifundien mit Hilfe von Sklaven lagen, die zu seiner Zeit als Instrument ökonomischer Herrschaft en vogue waren.

Die vorchristliche römische Literatur erwähnt die Edelkastanie also nicht als Hauptkultur, und die Formen der Subsistenzwirtschaft wurden nicht überliefert!

Eine Kastanienkultur mit Mehrfachnutzung des Gehölzes sei erst im ganzen Mittelalter üblich gewesen - im südwestlichen Europa, aber auch in der Toskana. Die Autoren deuten an, dass an der Verbreitung dieser Nutzungsformen eher marginalisierte Volksgruppen beteiligt waren.


Geringe Evidenz der Nutzung als Nahrung

Die antiken Autoren hielten nicht viel von Esskastanien, weil man sie roh kaum genießen kann. Schon Theophrast habe ihre Verwendung als Speisefrucht so gut wie gar nicht erwähnt.

Doch werde die Esskastanie in den Versen von Virgil, Ovid und Martial als frugale Nahrungsergänzung der Hirten erwähnt. Auch werde in den Epigrammen des Martial eine präzise Beschreibung, wie man Esskastanien in Neapel koche, gegeben.

Dass diese Früchte auf dem römischen Speisezettel standen, wird auch dadurch wahrscheinlich, dass ihre Überreste in der beim Vesuv-Ausbruch 79 n.Chr. verschütteten Villa Torre Annunziata gefunden wurden.


Es werden aber römische Autoren angeführt, die die Esskastanie als Allegorie für die Inferiorität nichtadeliger Lebensweisen darstellten.

Die Autoren kommen daher zum Schluss, dass die Kastanienfrüchte bei den Römern als Nahrung wenig Akzeptanz fanden. - Ein Interesse an der Nutzung der Esskastanie zu Selbstversorgung könnte dann in den 'dark ages' nachrömischer Zeit und im Mittelalter entstanden sein.


Holznutzung als Verbreitungsfaktor

Theophrast erwähne die Wilde Kastanie eigentlich nur als Quelle für Bauholz und Holzkohle.

In der römischen Welt nach Christus scheint der hohe Nutzwert des Kastanienholzes zunehmend Anklang gefunden zu haben. Besonders Columnella würdige ihre gute Eignung für die Niederwaldbewirtschaftung und als Stütze von Weinreben. - Dadurch kam es möglicherweise zu einer stärkeren Verbreitung auch in den Latifundien.

Ein Pollendiagramm vom Lago di Origlio (nördlich des Luganer Sees) wird dahingehend interpretiert, dass nach der Brandrodungsphase Kastanienwald in hohen Anteilen kultiviert wurde, aber eher im Niederwaldbetrieb zur Gewinnung von Pfosten und Holz als zur Fruchternte. Dabei soll das Netz von Flüssen und Bächen am Fuß der Alpen den Abtransport des Holzes (aber auch von Natursteinen) ermöglicht haben.

In norditalienischen Ausgrabungen wurden Reste von Kastanien-Bauholz mit geringem Umfang (20 cm) gefunden, das demnach wohl aus Niederwäldern stammte.

Cassiodorus beschreibe die Berge um den Comer See als dicht mit Kastanienwald bewachsen.

Die schweizer Autoren behaupten, die Insubrische Region am Südrand der Alpen sei das erste und einzige Gebiet einer Kastanienkultur zur Zeit des Römischen Imperiums gewesen. - Doch sie entstammen fast alle dem schweizerischen WSL-Institut in Bellinzona und könnten vielleicht aus diesem Grunde einen besonderen Augenmerk auf das Tessin als Edelkastanien-Habitat geworfen haben.


Offenbar wurde Kastanienholz in spät- und nachrömischer Zeit auch in den Goldminen der Iberischen Halbinsel bevorzugt - sowohl zum Auswaschen von Sand in den Flussbetten, als auch für den Stollenbau.






Kommentar zur Verbreitungsökologie

Die Auswertung der europäischen Pollenchronologien besonders im ersten Artikel der Zeitschrift "Vegetation History and Archaeobotany" ist ein grundlegender Schritt zum Verständnis der Verbreitungsökologie von Castanea sativa. Vorher gab es keine Gewissheit über europäische Eiszeit-Refugien. Es überwog das Urteil, die Edelkastanie habe sich in der Nacheiszeit aus einer transkaukasischen Klimainsel nach Europa ausgebreitet.

Die Pollendaten scheinen das Gebiet am Marmara-Meer und mehrere begünstigte Standorte in Italien als sichere Eiszeit-Refugien identifizieren zu können.


Zweifellos korreliert die Dichte der Standorte der Pollenanalyse mit den aus ihnen abgeleiteten Verbreitungsgebieten; - anhand der vorhandenen Analyse-Standorte ist die Nordgrenze der glazialen Verbreitung sicherer auszumachen als die Südgrenze.

Die Fig.2 in Krebs et al. 2004 gibt eine Vorstellung von den völlig anderen Umweltbedingungen und Küstenverläufen während des eiszeitlichen Maximums. Leider werden die variierenden Küstenverläufe in der Karte der wahrscheinlichen Refugialgebiete (Fig.6) auf Grundlage des von den Autoren ausgearbeiteten 'index of refugium probability' überhaupt nicht berücksichtigt, weil es vom Meeresgrund offenbar nur wenige Pollenanalysen (nördlich des Monte Gargano) gibt.
In der von mir nachgezeichneten Karte kann man diese trockengefallenen Meeresgebiete wenigstens vor seinem inneren Auge nachvollziehen.


Erstaunlich ist die weitgehende Deckung der eiszeitlichen Refugialgebiete nach Krebs et al. 2004 mit den heutigen Verbreitungszentren der Esskastanie, wie sie in der  Verbreitungskarte des 'European Forest Genetic Resources Programme'  dokumentiert sind; eine großräumige Expansion hat es eigentlich nur in Westeuropa und in Pannonien gegeben.

Anhand der von den Autoren ermittelten wahrscheinlichen eiszeitlichen Verbreitungsgebiete lässt sich ein Gürtel gemäßigter Klimaverhältnisse ableiten, der nur wenig weiter nach Süden verschoben war als heute, infolge der sich anschließenden Gebiete mit Glazialklima im Norden allerdings stark eingeengt war!

Ähnlich schmale Gürtel gemäßigter Klimaverhältnisse würden in einer Heißzeit entstehen, durch Trockengürtel allerdings weiter in Polnähe verschoben. Das wären noch unwirtlichere Lebensbedingungen als in den Eiszeiten, denn da sich die Erde zu den Polen hin immer mehr verjüngt, würden die Gebiete günstiger Lebensbedingungen auf ein Nichts zusammenschrumpfen.


+++


Die Vorstellung einer engen Beziehung der Nutzung und Kultivierung von Esskastanien mit den antiken Kulturen muss relativiert werden. Die Pflanze wurde auch von anderen Volksgruppen genutzt und verbreitet.

Die Autoren in Conedera et al. 2004 vertreten den Standpunkt, dass Griechen und Römer die Esskastanien kaum als Nahrungsmittel verwendet hätten. - Allerdings führen sie genügend Beispiele antiker Autoren an, die gerade diese Nutzung bezeugen!

Das wäre neben Plinius und Martial auch schon Theophrast, wenn er die Unterschiede kultivierter Typen hervorhebt.

Die Bewohner Roms mögen Brot und Fleisch bevorzugt haben, aber auch in den Zeiten des römischen Imperiums gab es große nicht-urbanisierte Bevölkerungsteile.

Die Verbreitung der Edelkastanie als Kulturpflanze allein auf die Holznutzung zurückzuführen entspräche einem technizistischen Weltbild, das seine Ideologie weit in die Vergangenheit projiziert.







Copyright © Stephan Hahn, 30.05.2015.
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