Die Nahrung der waldbewohnenden Penan besteht nur aus Sagobrei (in Wasser gekocht) und aus geröstetem oder gekochtem Fleisch, insbesondere von Wildschweinen. Hinzu kommen die Baumfrüchte und die Palmherzen junger Palmen; auch die Palmherzen von Rotangpflanzen werden gegessen.
Der Autor betont, es werde nie getrunken, nur das Kochwasser von Fleisch ohne Gewürze und Salz.
Reh und Hirsch gelten als “Notnahrung”, wenn keine Früchte und Eicheln reif sind, und somit die Schweine fehlen. Auch Affen sind ein bevorzugtes Jagdwild; in diesem Werk gibt es leider auch eine detaillierte Beschreibung des “Metzgerns” von Affen. Eine häufige und ergiebige Jagdbeute scheint die Pythonschlange zu sein. Unter der Bauchdecke speichert sie Fett; dieses Fett soll ebenso gut verdaulich wie Schweinefett sein, während das Fett der wiederkäuenden Waldbewohner weniger geschätzt wird.
Dank der christlichen Religion lassen sich penible traditionelle Speisetabus umgehen (gerade für die exotischsten Arten), nicht nur das mohammedanische Schweinefleisch-Verbot ...
Manser erwähnt, dass die meisten Jagdtiere des Dschungels, selbst Reptilien, von Spul- und Bandwürmern befallen seien, macht aber keine Angaben zu entsprechenden gesundheitlichen Problemen der Penan.
Manche Jagdstrecke ist nach dem Fressen bestimmter Früchte ungenießbar geworden.
Fleisch muss ständig im Rauch hängen, sonst legen Fliegen ihre Eier in ihm ab. - Die Zubereitung der Nahrung durch Kochen und Räuchern spielt also eine große Rolle. Brennholz wird oft einfach mit dem Haumesser in großen Schnitzen vom lebenden Stamm abgehauen.
Die Stärkenahrung (Sago, gepflanzte Knollen) gilt bei den Penan eher als Notbehelf, wenn nicht an Jagdwild zu kommen ist. Dennoch ist eine schier wunderbare Palmen-Regeneration notwendig, um die Ernährung selbst eines so kleinen Volkes zu ermöglichen, denn die Palmen können nach der Nutzung nicht weiterwachsen: jede Familie “verbraucht” pro Woche 20 junge Palmen wegen der Palmherzen und 4 - 5 alte Sago-Palmen, im Jahr sind das 1000 junge Palmen und 220 Sagopalmen.
Die meisten genossenen Waldfrüchte wären für Europäer ungenießbar: nicht nur seien die Früchte selbst unerträglich sauer, allzu häufig werde auch ihre Reife nicht abgewartet. Die Säure sei so intensiv, dass lange anhaltende Zahnschmerzen die Folge seien (und die Zerstörung des Zahnschmelzes). Daher werden Früchte oft ohne Kauen mitsamt Kernen heruntergeschluckt.
Zahlreiche kleinere Fruchtbäume werden gefällt, nur um an die Früchte zu gelangen; nur die Arten mit dicken Stämmen werden stehen gelassen.
Die Tagebücher beschreiben in Wort und Bild eine Reihe unbekannter Fruchtbäume oder die Wildformen bekannter Fruchtarten. Den Penan sind allein zehn verschiedene Rambutan-Arten bekannt (nahe verwandt mit der Litchi-Pflaume).
Hierzulande völlig unbekannt sind die Fruchtbäume der Gattung Xanthophyllum; diese ist meines Erachtens zu den Polygalales zu rechnen und sonst nur durch Krautpflanzen bekannt; endständige Früchte mit süßem, “mehlig-schmierigem” Fruchtfleisch; Schale ungenießbar, als Waschmittel.
Man glaubt zu wissen, dass sich die Entwicklung des Menschen erst angebahnt habe, nachdem seine Vorfahren die tropischen Regenwälder verlassen hatten, und offene, baumreiche Biome besiedelten. Die Regenwälder blieben dagegen der Lebensraum der tierischen Primaten. - Sie sind die eigentlichen Charakterarten der Regenwald-Fauna und am stärksten bedroht durch die Abholzung. Die Primaten im Gebiet der Penan werden im Tagebuch 12 auf den Seiten 168 fff ausführlich behandelt.
Mit Giftpfeilen geschossene Affen bleiben in den Baumkronen hängen, weil die Ruhestellung ihrer Greifhände der Haken ist; erst nach zwei Tagen löst sich mit der Totenstarre der Griff.
Nicht nur die Wildschweine, sondern auch einige Affen-Arten und das Zwergreh setzen ihre Eckzähne als manchmal tödliche Waffen ein.
Bei dem hier als Zwergreh bezeichneten Tier handelt es sich wahrscheinlich um das Kantschil (Tragulus) mit zwei Arten in Borneo. Das sind Rehen ähnlich sehende, aber sehr kleine Wiederkäuer ohne Stirnwaffen, bei welchen die Männchen verlängerte Eckzähne haben. Sie gehören zu den sogenannten Hirschferkeln (Tragulidae). Rehe (Capreolus capreolus) kommen nur in der gemäßigten Zone vor. Aber auch das ebenfalls nur kleine Muntjak (Muntiacus muntjak) kommt auf Borneo vor und besitzt hauerartige Eckzähne neben kräftigen Stirnwaffen. Bei dem als Hirsch bezeichneten Jagdtier kann es sich auch um den Pferdehirsch oder Sambar (Cervus unicolor) handeln. |
Manser kann dank des Wissens der Penan erstaunlich genaue Angaben zu den Vorlieben der Tiere für bestimmte Pflanzenteile machen. Naturvölker besitzen eine mindestens ebenso gute Beobachtungsgabe für ihre Umgebung wie die Zivilisationsopfer der Neuzeit in ihrem jeweiligen Fachgebiet.
Die Wildschweine folgen den alternierenden Fruchtzeiten. Die verschiedenen, Frucht tragenden Arten sollen nur alle 2 - 4 Jahre Früchte ansetzen. Wie in Europa sind auch hier Eicheln die Hauptnahrung der Wildschweine; sie durchpflügen die Wuchsorte der tropischen Eichen (Lithocarpus) mit ihren Rüsseln und verwandeln sie in sumpfige Suhlen.
Die Bartschweine von Sarawak sollen sich in der Blütezeit der von ihnen bevorzugten Fruchtbäume paaren, sodass die Jungtiere während der Fruchtreife auf die Welt kommen.
Bruno Manser macht keinerlei zoologische Angaben zur Art der Wildschweine. Borneo wird vom sogenannten Bartschwein (Sus barbatus barbatus) mit einem besonders lang gezogenen und haarigen Schädel bewohnt. Es ist bekannt für seine alljährlichen Wanderungen, bei denen es von den Dayak abgefangen wird. Die östlich sich anschließende Inselwelt von Java bis zu den Philippinen, jedoch nicht Neuguinea wird von weiteren Wildschweinarten bewohnt. Interessant ist, dass eine Unterart des Europäischen Wildschweins (Sus scrofa vittatus) über Sumatra und die Kleinen Sunda-Inseln bis nach Neuguinea verbreitet ist - oder besser, sich hier in einer ziemlich ursprünglichen Form erhalten hat. |
“Das Wildschweinloch (Lovang Babui), aus dem die Borstentiere entströmen, soll nach Angabe eines alten Penans jenseits des Usun-Apan-Gebirges, im Herzen Kalimantans liegen. Regelmäßig wandern fette Wildschweinrudel aus den Quellgebieten des Tutoh/Baram/Limbang/Magoh-Flusses im Juni-Juli-August talwärts.”
Der Leopard “enthaart .. seine Beute mit Hilfe seiner äusserst rau bewarzten Zunge. Er frisst sorgfältig, gepflegt (Ni-ai = sonntäglich).” Er soll auch Durian-Fruchtfleisch nicht verschmähen.
Hiermit muss wohl der wenig bekannte Nebelparder (Neofelis nebulosa) gemeint sein, da es in Borneo keine Leoparden gibt. Er wird wie Puma und Luchs zu den Kleinkatzen gezählt. Die Großkatzen (also auch der Tiger) fehlen auf Borneo nicht nur infolge geographischer Barrieren, sondern gerade auch wegen des uralten Regenwaldes, der nur wenigen großen Beutetieren eine Heimat bot. Innerhalb des Malaischen Archipels gibt es nur auf Java Leoparden, die sogar als besondere taxonomische Einheit angesehen werden [--> Journal of Mammalogy, Volume 85, Issue 2 (April 2004), pp. 302–310]. Die alten Völker der großen Inseln Borneo und Neuguinea (und des australischen Kontinents) hatten also zumindest in der jüngeren Erdgeschichte keine Großraubtiere als Konkurrenten oder Feinde. Der Malaienbär ernährt sich eher vegetarisch. |
Der Marder Bésuá “.. jagt seine Opfer hundeähnlich laut bellend .. Wenn nach langer Verfolgung das Reh kraftlos hächelnd innehält, springt der Marder auf dessen Rücken und frisst bei lebendigem Leib seines Opfers bis zur Sättigung.”
Die Stachelschwein-Arten können ihre langen Stacheln “auf ca. 3 m Distanz” gegen Angreifer schleudern.
Brütende Nashornvögel-Weibchen (eingemauert in einer Baumhöhle) sollen nicht nur von ihrem männlichen Partner und von Artgenossen, sondern sogar von anderen Nashornvogel-Arten gefüttert werden.
Im Tagebuch 14 werden sieben Schildkröten-Arten beschrieben, von denen die Landschildkröten durch Bejagung fast verschwunden sind.
Es gibt auch Krokodile, und die Penan betreiben eine grausame Krokodilsjagd mit Hakenködern.
Die in Sarawak lebenden Riesenschlangen werden immer wieder Opfer ihrer eigenen Gefräßigkeit: durch ihre Wehrlosigkeit in gesättigtem Zustand, oder, weil ein Hirschgeweih Magen- und Bauchwand durchbohrt.
Im Tagebuch 12 werden verschiedene Zikaden-Arten beschrieben, die jeweils im Morgengrauen und in der Abenddämmerung zu bestimmten Zeiten zu hören sind; im Tagebuch 13 wird von den Bedeutungen berichtet, die die Penan mit den Zikadenrufen verknüpfen.
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