Auch Bio ist jetzt ein Teil des Problems


Von den Medien wird das Bild vermittelt, die "Bio-Szene" habe voller Begeisterung das Konzept der nachwachsenden Rohstoffe, die sich ja angeblich ganz ohne Problem in Sprit umwandeln lassen, aufgegriffen.

Auf diese Weise könnte man zwar seinen Trecker nach alter Väter Sitte aus eigenem Anbau betanken. Weniger erfreulich ist allerdings, dass es wohl eher die Autoindustrie ist, die ein Interesse daran hat, knapper werdende Kraftstoffe durch Biosprit zu substituieren; und dieser Biosprit soll notfalls - wie könnte es anders sein - in marginalen tropischen Ländern produziert werden.

Der Sender Phoenix, dessen Programm sonst durch die Blasiertheit seiner Themen stets in hohem Maße langweilt (häufig kreisen die Reportagen um Wehrmachts-Offiziere und den Zweiten Weltkrieg, die Pharaonen und den Bundestag), hat am 5.3.2008, 21 Uhr auch einmal eine Reportage zu einem aktuellen Thema gebracht:
"Hier Bio - dort Tod"
Film von Inge Altemeier

Die Fernsehsendung thematisierte die Verheizung von südostasiatischem Palmöl in Deutschland:

Die Stadt Uelzen
Die Palmöl-Wirtschaft
Indonesien
Indonesische Biomasse in Deutschland
Vernichtete Vielfalt
Zusätzliches Material

Nachtrag



Fass





Die Stadt Uelzen

Uelzen hatte eine "grüne" Stromversorgung angestrebt und das Energieversorgungs-Unternehmen "mycity" der Stadt erzeugt Strom, der nach eigenen Angaben zu 100 % aus erneuerbaren Energiequellen stammt - und zwar aus Wasserkraft. Es handelt sich hier also um ein sympathisches und durch private oder öffentliche Entscheidungsträger zu unterstützendes Betriebskonzept.

Doch soll die Energie nach Aussage des Films teilweise auch aus indonesischen Palmöl-Plantagen stammen.

Der weite und Energie-aufwändige Transport des Pflanzenöls über die Weltmeere zu den Mumien der Industriegesellschaft werde durch das "Erneuerbare Energien Gesetz (EEG)" möglich gemacht.


Das "Erneuerbare Energien Gesetz (EEG)" vom März 2000:

- Verpflichtung zur Abnahme "Erneuerbarer Energien" durch die Netzbetreiber (allerdings nur bei Anlagen bis zu bestimmten Leistungsgrenzen)
- dabei sind je nach Energieart bestimmte Preisstaffeln zu zahlen, die bis ungefähr 2020 gelten
- für Sonnenenergie wird ein Mehrfaches der anderen Energiequellen (Wasserkraft, Windkraft, Geothermie, Biomasse etc.) gezahlt

Die Garantiepreise scheinen also auch den Transport nachwachsender Brennstoffe über die Weltmeere abzudecken, was allerdings bei Erdöl nie ein Thema war.



Während die Webseiten der Stadt Uelzen und der Stadtwerke Uelzen (eingetr. Warenzeichen "mycity") kein Wort über die Verheizung von Palmöl verlauten lassen, wird man erst auf einer Webseite der Grünen von Uelzen fündig, die im Stadtrat gegen die Verarbeitung von Palmöl aus Malaysia im Blockheizkraftwerk von Mycity protestiert hatten.

In der Berichterstattung der Phoenix-Sendung wurde die Situation in Uelzen leider so dargestellt, als gehe der Palmöl-Import auf Aktivitäten der Grünen zurück.

Die Stadtwerke beteuerten, nur Interesse an nachhaltig produziertem Palmöl zu haben und selbst ein Nachhaltigkeits-Gutachten in Auftrag gegeben zu haben.


Palmöl-Wirtschaft



Copyright © St. Th. Hahn, am 15.3.2008; Nachtrag am 20.4.2008.
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