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Die Stadt Uelzen
Indonesien
Indonesische Biomasse in Deutschland
Vernichtete Vielfalt
Zusätzliches Material

Nachtrag



Die Palmöl-Wirtschaft

Die Lieferungen nach Uelzen sollen angeblich alle aus nachhaltiger Produktion stammen. Bei dem malaiischen Produzenten 'IOI' als Lieferanten handelt es sich um eines der größten Palmöl-Unternehmen der Welt, das offiziell ausschließlich in Malaysia auf etwa 150000 ha (2007) produziert und auf dem globalen Markt agiert.

Die Website des Unternehmens gibt detaillierte Auskunft - sogar aufgeschlüsselt auf die einzelnen Plantagen. Da wundert es nicht, dass IOI im Internet als Vorzeige-Unternehmen in die Kategorie 'health care' gerät.

Als zweiter wichtiger Akteur des Palmöl-Business wurde in dieser Sendung der indonesische Konzern 'SINARMAS' genannt, der durch die Verquickung des Bankgeschäfts mit der Tropenholz-Industrie großen Einfluss auf das Land hat.

Aus anderen Quellen sind als größte indonesische Palmöl-Unternehmen bekannt:
- 'Astra Agro' ist der Palmöl-Gigant Indonesiens und will sich in diesem Jahr (2008) auf einer Lizenzfläche von bisher 235000 ha einer Produktionsmenge von 1 Mio. Tonnen 'crude palm oil' annähern (International Herald Tribune - Reuters, Harry Suhartono, 1.2.2008).
- die 'TBL (Tunas Baru Lampung) Group', die 100000 ha Pflanzflächen unter Kontrolle hat, wovon aber weniger als die Hälfte schon mit Ölpalmen bepflanzt sind (2007).


Die Anlage von Plantagen und die Förderung der sie betreibenden Unternehmer sind schon in den Jahrzehnten des CDU-Diktats durch Bürgschaften des Deutschen Staates betrieben worden, und auch heute hilft der deutsche Steuerzahler aus, wenn eines dieser Unternehmen sich für zahlungsunfähig erklären sollte.

Vieles deutet darauf hin, dass der Export von Biosprit in die Industrieländer sich zumindest langfristig nicht lohnt. Aber die indo-malaiischen Unternehmen sind dennoch in der Lage, Palmöl zu einem günstigeren Preis als Erdöl auf den Markt zu bringen.

Umweltschützer weisen darauf hin, dass erst die Kombination aus vorgeblicher Einrichtung einer Palmöl-Industrie und vorheriger Exploitierung des Tropenwaldes rentabel ist. Das ist der Grund, warum bereits exploitierte Wälder und Rodeflächen kaum für Ölpalmen-Plantagen beansprucht werden.

Die Anlage der Plantagen ist mit der Rodung von Primärwäldern verbunden, daher hat Palmöl als nachwachsender Rohstoff  k e i n e  positive Auswirkung auf die CO2-Bilanz.


Die Abholzung der südostasiatischen Regenwälder scheint tatsächlich nicht punktuell, unter öffentlicher Kontrolle und sorgfältiger Planung betrieben zu werden, sondern flächendeckend, unkontrolliert infolge der Macht autonom agierender Unternehmer und in der Art kriegerischer Kommandoaktionen.

Es handelt sich nicht um Waldnutzung, sondern um Waldzerstörung, die durch ihr massives, Fakten schaffendes Auftreten eine gleichsam staatliche Legitimation erhält.

Hier unterlief auch der Filmautorin schon ein Lapsus: sie behauptete - sicher nach Vorgaben der Plantagen-Betreiber -, die Ölpalme brauche "extrem trockene Böden". Dabei wird diese Trockenheit und das Absinken des Grundwasser-Spiegels erst durch die "Entfernung" des Naturwaldes für die Anlage von Palmöl-Plantagen hervorgerufen.

Nach einiger Zeit der Palmöl-Gewinnung wird auch eine bleibende Standortverschlechterung einsetzen, die die weitere Nutzung dann unmöglich macht.


Die daraus resultierende weitere Verarmung der Landbevölkerung, die Anfangs von saisonalen Lohnarbeiten profitiert, dürfte durchaus im Interesse der nationalen und internationalen Industrie liegen, die sich in jedem Falle mit dem er"wirtschafteten" Kapital eine absolute Monopolstellung sichern kann. Die Bevölkerung ist natürlich gehalten, sich's nicht jetzt schon mit den zukünftigen Arbeitgebern und Machthabern zu verderben, und sich tüchtig bei der Gestaltung der neuen Ordnung zu beteiligen.

Zumindest in früheren Jahren hatten die indonesischen Plantagen deshalb oft auch den Charakter von Internierungslagern.



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Indonesien

An Zahlen nannte die Filmautorin: in Kalimantan seien bisher 20 Mio. Hektar abgeholzt worden - das entspricht 40 % seiner Fläche; in ganz Indonesien 60 Mio. Hektar, das sind 600000 kmē - knapp ein Drittel des Staatsgebietes.

Dabei wurde häufig auch Sumpf- und Torf-Wald trockengelegt und abgebrannt, was eine besonders starke Freisetzung von CO2 zur Folge hat.

Neue Meldungen deuten darauf hin, dass die auch hierdurch verursachte Klimaerwärmung die landwirtschaftlichen Potentiale der südostasiatischen Tropen am stärksten beeinträchtigen wird.

Indonesien verhält sich also wie ein Wesen, das sich - durch Magie, Gifte oder Folter in den Wahnsinn getrieben - die Lungen ausreißt, um sie den Zombie-Göttern des Welthandels zum Fraß vorzuwerfen.

Häufig wird angedeutet, nicht die indonesische oder die westliche Gesellschaft trage die Schuld, sondern es seien die unersättlich gierigen und skrupellosen Unternehmer und Politiker Asiens, auf welche das Inferno zurück zu führen sei.

In diesem Falle würde sich Indonesien also "nur" wie ein Wesen verhalten, das sich die Lungen ausreißt, um sie zu verkaufen, um sich mit einem Goldzahn oder einem Diamantring zu schmücken - das wäre nicht weniger wahnsinnig!

Dass diese Nation des Wahns gleichzeitig Gastgeber der "United Nations Climate Change Conference" war, zersetzt die Hoffnung auf die Ernsthaftigkeit der Bemühungen um einen Schutz der Umwelt, des Klimas und der Natur. Aber wäre die Integrität von Ländern wie Deutschland, China oder USA vielleicht eine höhere gewesen?



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Indonesische Biomasse in Deutschland

Es ist nicht ganz klar, ob die Verheizung von Biomasse aus tropischen Ländern in Deutschland und Europa für den Gesamtverbrauch relevant ist.

Eine Stellungnahme der Blockheizwerk-Industrie von Markus Gailfuß, BHKW-Infozentrum Rastatt, spielt diesen Anteil mit folgenden Zahlen herunter (Stand 2007):
"Bei einer jährlichen Stromerzeugung von rund 1,3 Mrd. Kilowattstunden aus Palmöl-BHKW pro Jahr werden in Deutschland ca. 300.000 t Palmöl für energetische Zwecke verwendet. Dies entspricht weniger als 1 % der in asiatischen Plantagen erzeugten Palmölmenge und rund 6 % der in die gesamte EU eingeführten Palmölmenge."


Ein Zeitungsartikel in der Süddeutschen Zeitung am 4. April 2007 von Martin Kotynek lieferte folgende Zahlen (des Leipziger Instituts für Energie und Umwelt): nämlich dass die oben angegebene Strommenge aus insgesamt 0,8 Mio. t importiertem Palmöl (2007) gewonnen werde.

Nach Angaben der FAO werde weltweit ein Kontingent von 33 Mio. t Palmöl auf 12 Mio. ha Anbaufläche erzeugt.

Die Produzenten von Ökostrom stünden der Gewinn-Maximierung im Vergleich zur Verwendung des teuren inländischen Rapsöls keinesfalls ablehnend gegenüber. Oder sie könnten mit Rapsöl gar nicht rentabel Strom erzeugen wie das Beispiel der Stadtwerke Schwäbisch-Hall zeige.

Und: "Für die Erzeugung von Strom aus Palmöl werden die deutschen Kraftwerksbetreiber in diesem Jahr etwa 200 Millionen Euro an staatlichen Zuschüssen erhalten. Das geht aus einer Studie des Instituts für Energie und Umwelt hervor." Das würde bedeuten, dass für jede Tonne verheiztes Palmöl mindestens 500 Euro Zuschuss gezahlt wird - ist das ein Rechenfehler oder Wahn ... ?


Ein Artikel der "tageszeitung (taz)" am 24.02.2008 von Nick Reimer liefert die neuesten Informationen: mehr als ein Drittel der Importmenge von 1 Mio. t werde verheizt, kein Wunder, denn "Mit 700 Euro pro Tonne kostet Palmöl derzeit weniger als Erdöl."

Das Gesamt-Import-Kontingent Deutschlands entspreche "einer Anbaufläche von 200.000 Hektar" (nach den FAO-Zahlen wären es 300000 ha) ...

Das Planziel an Palmöl-Flächen für das Jahr 2008 liege in Indonesien bei 8,4 Mio. ha. "Für mindestens 20 Millionen Hektar Ölpalmenplantagen soll es .. schon Verträge geben - eine Fläche, die fünfmal so groß ist wie die Schweiz."
Der Gouverneur von Kalimantan wolle die dortigen Anbauflächen auf 2,5 Mio. ha ausweiten.


Ob Palmöl schon dem Benzin zugesetzt werden kann, darüber machen diese Quellen keine Angaben. Wahrscheinlich wird das größere Kontingent von über 0,5 Mio. Tonnen von der Lebensmittel-Industrie und anderen Branchen verarbeitet. In die EU gelangen deutlich weniger als 20 % der globalen Palmöl-Produktion.

Es scheint aber festzustehen, dass die Erzeuger von teurem Ökostrom aus Palmöl, das billiger als Erdöl ist und mit enormen Summen bezuschusst wird, jederzeit an ihren goldenen Nasen zu erkennen sind.



Es besteht die Gefahr, dass die Förderung der sogenannten nachwachsenden Rohstoffe in Deutschland und Europa die Umweltzerstörung in tropischen Ländern noch beschleunigt.

Hierbei dürfte die neue Gesetzgebung zur Zwangsbeimischung von Biosprit in das Benzin besonders infame Auswirkungen haben, denn es scheint schon jetzt sicher zu sein, dass die inländische Produktion für diese Zwecke nicht ausreicht!

Technische Informationen findet man bei www.lab-biokraftstoffe.de.


Vielleicht haben einige Wirtschafts-Strategen Asiens den Ehrgeiz, nicht nur den Energiehunger Chinas mit Palmöl zu befriedigen, sondern auch den deutschen Autofahrer.

Allerdings wird die Palmöl-Produktion wahrscheinlich sehr viel früher zusammenbrechen als sie den Bedarf decken könnte, der durch eine Verknappung der fossilen Biomasse entstehen wird.
Möglicherweise hat sich auch die Menschheit schon zerstört, bevor die fossilen Brennstoffe völlig aufgebraucht sind ...



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Vernichtete Vielfalt

Durch die Rodung der Primärwälder wird ein unersetzlicher Artenreichtum vernichtet, als dessen Leit-Organismus der Orang Utan gelten kann.

Hierbei ist besonders hervorzuheben, dass die Ölpalmen-Plantagen aus geklonten Pflanzen extrem eingeschränkter Abstammung stammen. Die Artenvielfalt des tropischen Asiens wird also im Grunde durch einen einzigen Organismus ersetzt.

Die Fernseh-Reportage berichtete von einer Tierschutz-Organisation, die sich der verwaisten Orang Utan - Affen der Rodeflächen annimmt, doch kaum Raum für ihre Auswilderung hat. In den Auffanglagern der "Borneo Orangutan Survival International (BOS)" haben sich rund 1000 Orangs angesammelt, doch eine viel größere Zahl kommt um.

Die Menschenaffen sind gezwungen, aus den schrumpfenden Naturwäldern auf Palmöl-Plantagen auszuweichen, wo sie sich sogar von den Palmfrüchten ernähren. Entsprechend der Logik des Vorrangs der Gewinnmaximierung gelten sie in den Plantagen folglich nur als Ungeziefer, das vertilgt werden muss.

Übrigens leben in den indonesischen Waldgebieten auch Menschen. - Die "Gesellschaft für bedrohte Völker" widmet den Folgen der Palmöl-Produktion für die indigenen Bevölkerungen einen Report zum Download.


Als einigermaßen erfreulicher Aspekt dieser Sendung wurde von einer überparteilichen Bundestags-Delegation berichtet, die die indonesische Palmöl-Industrie vor Ort besichtigte und tatsächlich zum Schluss kam, indonesisches Palmöl könne nicht weiterhin als nachwachsender Rohstoff förderwürdig sein. Es wird aber gar nicht so einfach sein, Palmöl von den Fördergeldern auszuschließen.

Die Website der deutschen Sektion von BOS nimmt auf die Reportage von Inge Altemeier und die Reise des deutschen Umweltausschusses Bezug. - Der BOS-Gründer Willie Smits wurde auch vor dem Bundestag zur Fragwürdigkeit einer Biomasse-Produktion in Indonesien neben anderen Referenten angehört.



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Zusätzliches Material

Eingehender mit dem Boom der Ölpalme als Energiepflanze befassen sich eine ganze Reihe von Webseiten. Besonders umfangreich sind die des "Australian Orangutan Project" und des "World Rainforest Movement".

Eine Auseinandersetzung mit der Verheizung weiterer tropischer Pflanzenöle in Deutschland findet bei www.savoa.de statt.



Nachtrag




Copyright © St. Th. Hahn, am 15.3.2008; Nachtrag am 20.4.2008.
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