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Esskastanie_aktuell

Ausgabe 1.1.2007



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Kastanienhonig als Medizin

Edelkastanien als Trachtpflanzen

Kastanien-Rezepte

Neues von der Amerikanischen Esskastanie




Ich wünsche allen ein gutes neues Jahr 2007 !




-> Informieren Sie sich über mein Buch "Die Esskastanien." !





Kastanienhonig als Medizin


Edelkastanien-Honig ist sehr wirksam gegen Reizhusten und Bronchitis infolge einer Erkältung oder Grippe-Infektion.

Sein Aroma und die direkt verwertbare Form der von den Bienen vorverdauten Kohlenhydrate wirken sich nicht nur positiv auf den Rachen und die allgemeine Konstitution aus, Honig wirkt auch antiinfektiös und heilend.

Schon von alters her ist die wundheilende Wirkung von Honig bekannt. Insofern kann Honig sogar die kaputtgehusteten Bronchien einer aggressiven Grippe-Infektion auskurieren.

Wirksame Eigenschaften sind neben seiner hohen 'Osmolarität', die in seiner Gegenwart Feuchtigkeit als mikrobielle Lebensgrundlage reduziert, auch sein Gehalt an Enzymen des Bienen-Stoffwechsels. Unter diesen Enzymen gibt es auch solche, die das antiseptisch wirkende Wasserstoffperoxid produzieren. [ --> 1) ]

Seine antiseptische Wirkung kann noch erhöht werden durch einen Gehalt an Blütenpollen, die bei den australischen Myrtaceen Melaleuca und Leptospermum (-> Maduka-Honig) besonders aktiv sein sollen. [ --> 1) ]

Auch Kastanienhonig ist reich an Blütenpollen. Über die Wirkung der Castanea sativa - Pollen ist mir aber bislang noch nichts bekannt.

Es ist auch fraglich, ob diese antibiotischen Stoffe gegen Viren-Stämme helfen, die Grippe und Erkältungen hervorrufen.

Doch Honig wirkt auch normalisierend auf die körperlichen Abwehrreaktionen wie Entzündungen und erhöhte Temperatur. [ --> 1) ]

Und wie kein anderes Mittel soll Honig die Aktivierung bestimmter wundheilender Zellen, der Fibroblasten, erreichen. [ --> 1) ]

Honig (und anderer Zucker) soll allgemein eine schleimverdünnende Wirkung haben. Während aber die Darreichungen mit Zuckersirup und Bonbons den Körper möglicherweise durch ein Überangebot an schwer abbaubarem Industriezucker schwächen, wurden die Zucker im Honig schon durch die Bienen in Fruchtzucker und Traubenzucker umgewandelt, die direkt vom menschlichen Stoffwechsel verbraucht werden können.


--> 1)  H. Feldmeier in: Naturwiss. Rundschau 2004, S. 696




Hustensirup

Um die medizinische Wirkung des Kastanienhonigs zu verstärken, kann man durch Kombination mit einem Kräuterabsud einen Hustensirup herstellen, den man Teelöffel-weise mehrmals täglich, vor dem Schlafengehen und bei Hustenreiz langsam den Rachen herablaufen lässt.

Der Sirup wird zu etwa gleichen Teilen aus Kastanienhonig und einer Tee-Abkochung aus hustenwirksamen Kräutern gemischt - also etwa ein halbes Glas Honig auf ein Viertel Liter starken Tee. Ich empfehle die überall erhältlichen Küchenkräuter Thymian und Fenchel:

Je 2 EL Thymian und zerstoßene Fenchelkörner in etwa 250 ccm Wasser zum Sieden bringen und bei abgestellter Herdplatte ziehen lassen.
Den Edelkastanien-Honig (250 g) erst mit dem Absud vermischen, wenn dieser abgekühlt oder höchstens lauwarm ist. Die Mischung nach Möglichkeit noch ziehen lassen.
Zum Schluss alles durch ein Tuch pressen und in einem verschließbaren Gefäß aufbewahren.

Ein solcher Hustensaft ist zum Mindesten ein guter Notbehelf, wenn man ausgerechnet am Freitag mittag krank wird, und er hält eine Saison lang.





Edelkastanien als Trachtpflanzen


Trachtpflanzen werden einerseits nach ihrem Bienenweide-Wert (Menge und Qualität von Nektar und Pollen), andererseits nach ihrer Tracht-Bedeutung beurteilt.

Die Esskastanie ist nicht nur ein sehr guter Nektar-, sondern auch ein guter Pollenspender.

Während sie aber in den Bergwäldern Italiens ausgedehnte geschlossene Bestände bildet, so dass große Mengen Honig zu günstigen Preisen exportiert werden können, hat sie in Deutschland nur eine untergeordnete Bedeutung als Trachtpflanze.

Dabei besitzt sie hierfür eine hervorragende Eignung, denn die meisten einheimischen Waldbäume sind schlechte Trachtpflanzen. Auch hier ist die Esskastanie neben ganz wenigen anderen Gehölzen (Ahorn-Arten, Kirschen, Linden, Weiden-Arten) etwas Besonderes.

Nadelgehölze, Birken, Erlen, Pappeln, Eschen, Ulmen, Eichen und Buchen haben keinen Nektar; auch die beiden hierzulande verbreiteten Nuss-Arten Hasel- und Walnuss liefern den Bienen keinen Nektar, sondern nur Pollen.

Allerdings sind Waldbäume oft die Quelle von Honigtau, den Ausscheidungen Pflanzensaft saugender Insekten, die die Bienen ebenfalls sammeln. Diese von den Bienen veredelten Substanzen werden als der sogenannte Waldhonig gehandelt.

Auch die Esskastanie trägt Honigtau, der von den folgenden spezifisch an die Edelkastanie angepassten Pflanzenläusen erzeugt wird:
- Eichen-Napfschildlaus Eulecanium rufulum (Lecanidae)
- Edelkastanien-Rindenlaus Lachnus longipes (Lachnidae)
- Esskastanien-Zierlaus Myzocallis castanicola (Callaphididae) 

Hierher rührt möglicherweise die dunkle Färbung des Edelkastanien-Honigs.


Weil die forstlich genutzten Landschaften zumeist sehr wenig für die Imker hergeben, wurde vorgeschlagen, Rekultivierungsflächen in Industrie- und Bergbaugebieten für die Bienenweide umzuwidmen. Die zumindest auf nicht-alkalischen Böden sehr genügsame Esskastanie empfiehlt sich da von selbst. Als Stickstoff sammelnde Pionierpflanze kommt die Robinie in Frage, die ebenfalls eine gute Trachtpflanze ist.

Die oben erwähnten Nektar führenden Gehölze haben das Potential zu größeren Hektarerträgen als die meisten landwirtschaftlichen Nutzpflanzen, Kräuter und Wiesenpflanzen (meist über 100 kg/ha Honig). Das gilt noch mehr für die fremdländische Robinie.
Auch Kastanienhonig dürfte ein lohnendes Nebenprodukt extensiver Landnutzung sein.


Quelle: Günter Pritsch: Bienenweide. Verlag Neumann-Neudamm/ VEB Deutscher Landwirtschaftsverl., 1985.





Kastanien-Rezepte


Vorbehandlung und Schälen der Früchte

Man sollte Esskastanien nicht kreuzweise einschneiden, wie es in allen Kochbüchern steht. Das erschwert nicht nur den Schnitt und kann daher leicht zu Verletzungen führen, sondern erschwert auch das Schälen. Die unten angegebene Schnittmethode der "professionellen" Kastanienröster erleichtert nicht nur ihren Kunden das Schälen, sondern führt meines Erachtens auch zu einer gleichmäßigeren Erhitzung und Aufschließung der Fruchtkerne.

Esskastanien auf beiden Seiten längs mit einem Schnitt versehen, auf einem Blech in den bis 200° heißen Backofen geben. Nach 10 - 15 Min. haben sich die Kastanienkerne so sehr ausgedehnt, dass sich das helle Fruchtfleisch in den Schnitten zeigt.

Nun können sowohl die Schalen, als auch die innere Haut mit wenigen Handgriffen entfernt werden.
Probleme können nur dadurch entstehen, dass die Kastanien noch zu heiß sind, um sie anzufassen, oder durch verdorbene Früchte, die dabei sind und unbedingt weggeschmissen werden sollten.

Um frische Kastanien direkt zu verzehren, kann man die Hitze noch etwas erhöhen, oder sie länger backen.


Zu fortgeschrittener Jahreszeit, wenn die Kastanien lange gelagert wurden und schon ziemlich trocken sind, ist die Vorbehandlung der eingeschnittenen Früchte durch ein etwa zehnminütiges Blanchieren in leicht köchelndem Wasser vielleicht besser.

Für den Handel  werden Esskastanien nach der Lagerung offenbar durch ein 12-stündiges Wasserbad vorbereitet und anschließend mit Kaltluft getrocknet. Vielleicht kann man unansehnliche Früchte für den Verzehr ebenfalls durch ein längeres Wasserbad auffrischen.

Die Vorbehandlung durch das Rösten im Ofen oder in der Pfanne hat gegenüber der Methode, eingeschnittene Kastanien in Wasser zu kochen, den Vorteil, dass keine Gerb- und Farbstoffe aus der Schale oder gegebenfalls Giftstoffe aus verdorbenen Früchten in die Samenkerne übergehen.


Als Beispiel für die phantastischen Vorstellungen, die mit der Zubereitung von Esskastanien verbunden werden, möchte ich hier eine übergründliche Zubereitungsart aus einem Dr. Oetker - Buch (!) wiedergeben, die zwar das Prinzip der Zubereitung verdeutlicht, aber keineswegs eine Erleichterung darstellt, sondern sogar zusätzliche Arbeit macht und Energie verschwendet.

Maronen kreuzweise einschneiden, auf einem Backblech in den Ofen geben und bei < 170° C backen, bis sich die Schalen zusammenziehen und mürbe werden.
Die äußeren Schalen entfernen.

Dann die Kastanien mit kochendem Wasser übergießen, um auch die innere Haut in noch heißem Zustand zu entfernen.

Das Schälen in zwei Arbeitsgängen wird häufig empfohlen.

Übrigens werden die Esskastanien hier zu den Gemüsen gezählt und sollen nach dieser Vorbehandlung noch lange weiter gegart werden.




Doch jetzt sollen endlich Kreationen meiner eigenen kleinen exklusiven Küche folgen:


Feiner Kastanien-Eintopf

200 ccm Trockenerbsen und 200 ccm vorgekochten Dinkel (Kochdinkel) in 500 ccm Wasser mit 1 TL Salz zum Kochen bringen. Den beim Kochen der Erbsen entstehenden Schaum abschöpfen.
2 EL Butter, 1/2 TL Gelbwurz, 1/2 TL Thymian, eine Löffelspitze Fenchelsamen dazugeben.
Bei kleinster Hitze und verschlossenem Deckel 45 Min. kochen.

Währenddessen 250 g Esskastanien vorbereiten wie oben angegeben.
Nach mind. 45 Min. Kochzeit noch 125 ccm Wasser zu den Cerealien geben und den Herd auf mittlere Hitze hochstellen.
Ein Fingerglied-großes Stück Ingwer feinhacken und zu dem köchelnden Wasser geben; außerdem 2 EL Sojasauce. Die geschälten Kastanien hinzufügen und alles gründlich vermengen.
Den verschlossenen Topf auf der abgestellten Herdplatte noch 20 Min. ziehen lassen.

Dieser Eintopf ist sehr pikant und eignet sich daher als Beilage für ein festliches Fleischgericht.
Er schmeckt aber sogar kalt sehr gut - z.B. mit Senfgurken. Man kann daher eine Portion für den Tag nach dem Fest gleich vorkochen.



Grünkern-Auflauf mit Kastanien und Gemüse

250 g frischen Grünkern-Feinschrot in 1/2 l kräftig gewürzte Brühe einrühren und ein Weile quellen lassen.
2 EL Öl oder Butter hinzufügen.
50 - 150 ml Wasser hinzufügen, sodass ein Brei entsteht, auf dem sich noch etwas Flüssigkeit absetzt.
250 g geschälte Esskastanien, grob zerbrochen, hinzufügen.

1 Pastinake und 1 Möhre in Würfel schneiden und in etwas Öl anbraten. Ebenfalls zu dem Grünkern geben.
Einige Blätter Wirsing oder Grünkohl (Stiele besser entfernen) sehr klein schneiden und ebenfalls dazu geben.

Die Auflaufmasse in eine gefettete, flache Form geben, sodass sie etwa 3 - 5 cm hoch steht.
Etwa 1 Stunde bei 180° C backen.





Neues von der Amerikanischen Esskastanie


Nachdem die riesigen Kastanienwälder in den amerikanischen Appalachen fast völlig durch den asiatischen Rindenkrebs vernichtet wurden, hat die TACF (The American Chestnut Foundation) in den letzten Jahren die Öffentlichkeit in den USA stärker aktivieren können und nun überall im Verbreitungsgebiet der Esskastanie (Castanea dentata) Zweigstellen erhalten, die oft von örtlichen Universitäten betreut werden.

Ihre Aktivitäten zielen darauf ab, das spärliche noch existierende Genmaterial zu erhalten und durch Enkreuzung ostasiatischer Arten widerstandsfähiger gegenüber dem Rindenkrebs zu machen.
Zu diesem Zweck werden die noch zur Reproduktionsfähigkeit gelangenden Exemplare einer kontrollierten Bestäubung unterzogen, z.B. mit Pollen von Rückkreuzungen der TACF Research Farm in Meadowview, Virginia, mit Pollen der Chinesischen Esskastanie oder mit Pollen der lokalen Herkünfte.

In den östlichen USA vollzieht sich also ein bisher nicht dagewesenes Freilandexperiment: die planvolle Umkreuzung (Hybridisierung) einer durch einen Pathogen vom Aussterben bedrohten Pflanzenart.

Die "Flora of North America" schreibt: "As part of the effort to introduce blight-resistant strains of the American chestnut, breeding programs have produced hybrids of Castanea dentata in various combinations with exotic species of chestnut. These hybrids are often extremely difficult to identify because they may derive from as many as three parents in complicated backcrosses."

Um im nächsten Jahr ein paar Nüsse kontrollierter Herkunft zu ernten, wird die Bestäubung 15 - 20 m hoher Solitäre selbst an entlegenen Orten mit amerikanischer Unbekümmertheit und einem aufwändigem Maschinenpark durchgeführt.

Jeder reproduktionsfähige Baum, der entdeckt wird, erhält als Bereicherung des Genmaterials der Amerikanischen Kastanie und als Ausgangspunkt einer neuen Zuchtlinie Publizität - zum Beispiel, indem ihm ein Name gegeben wird.


Auch an der südlichsten Verbreitungsgrenze von Castanea dentata werden ausgewachsene überlebende Bäume gefunden.

Die jetzt im Internet zugängliche "Flora of North America" [->   eFloras.org ] gibt als natürliches Verbreitungsgebiet von C. dentata ja nicht nur das ganze nordwestliche Georgia an, sondern auch große Teile Alabamas und Mississippis.

Auch Sargents "Manual of the Trees of North America", das schon am Anfang des 20.Jh.s veröffentlicht wurde, erwähnte Vorkommen in einigen südlichen Counties, so etwa auch im Okaloosa County im äußersten Westen des 'Florida panhandle'.

Auf der Homepage des "Chattanooga Chestnut Tree Project", das das Genmaterial der südlichen Appalachen und des Cumberland Plateaus betreut, ist von C. dentata - Herkünften im Attala County im zentralen Mississippi die Rede, die die südwestliche Verbreitungsgrenze der Art markieren.

Ein anderes wichtiges Herkunftsgebiet des Chatanooga Projekts sind die Lookout Mts. im nordwestlichsten Zipfel von Georgia.







Copyright © Stephan Hahn, 31.12.2006
Code-Korrektur 7.1.2007
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