Der Garaus für eine Allee



Baumkontrolle und Baumpflege

Die Merkmalskataloge für eine visuelle Begutachtung des Baumbestandes sind zwar wichtig für eine Baumkontrolle und Baumpflege, also die kurative Behandlung von Schadstellen und die Entfernung von Kronenteilen und Ästen, können aber meiner Meinung nach nicht den Super-GAU des Baumlebens - die totale Entfernung - rechtfertigen ...

Ihr Leitbild ist ein statisch idealer Baum, den es bei natürlichem Wachstum möglicherweise gar nicht gibt. - Ihre Kriterien sind auch Standortbedingungen, die bei engstirniger Interpretation eine Baumpflanzung von vorneherein ausschließen würden, insbesondere die Einengung des Wurzelraums durch Straßenbankette und versiegelte Wegedecken.

Im hier behandelten Fall ist auch die Beurteilung der Größe der Wurzelplatte eine kritische Größe, denn die recht steile Straßenböschung ist statisch gesehen ein suboptimaler Wurzelstandort.


                                    



Leider sehen sich manche Gärtner auch selbst vor allem als Fachleute für die Beseitigung kranken Grüns. Das Internet quillt über von Baumfällern. Die Eindämmung des Grüns hat unbedingten Vorrang vor der Gesunderhaltung des Grüns.

Holzabbau und Fäulnis wird von Pilzen verursacht, die über Wunden in den Kormus eindringen, vor allem über Stammwunden und Astabbrüche. Aber auch über Wassertaschen an Vergabelungen, wie sie die Esche häufig bildet, kann Fäulnis entstehen. Außerdem gibt es wurzelbürtige Fäulnis, die über abgestorbene Wurzeln eindringt. Selbst wenn Fäuleerreger vom Baum abgeschottet werden können, hat sich seine Bruchanfälligkeit vergrößert.

Natürlich können Rindenschäden so behandelt werden, dass sie keine Fäulnis verursachen; eine rasche Verheilung ist notwendig! Unerlässlich für die Baumpflege ist eine korrekte Schnittführung und die Entfernung eingewachsener Totäste. Am häufigsten dürften Wuchsanomalien und schlecht heilende Wunden durch willkürliche Beschneidung erfolgen.

Durch äußere Wunden verursacht wird auch die Bildung eines Falschkerns, der zunächst als Abschottungsreaktion des gesunden Gewebes durch die Bildung sog. Thyllen zu verstehen ist. Dieser Falschkern besteht aber aus toten Zellen, die offenbar irgendwann ebenfalls von Mikroorganismen und von Fäulnispilzen besiedelt werden können.

Herr Groß von der Straßenmeisterei in Sinzig teilte mir mit, dass bei einigen Bäumen früher aus statischen Gründen Äste aus der Krone entfernt wurden, und dass genau diese Schnittstellen zu Fäulnis und zu Astausbrüchen geführt hätten; einen solchen Problembaum kann man auf einem Foto von 2005 identifizieren; hier waren die entnommenen Äste wohl zu stark.

Angesichts der wenig sorgfältigen Schnittführung bei dieser Pflegeaktion fragt man sich, ob mit solchen Stummelschnitten nicht erneut Fäulnis erzeugt wird.



                                    



Heute muss alles sehr schnell gehen. Es handelte sich hier sicher um Akkord-Arbeit, weniger um akkurate Arbeit. Durch Pflegefehler werden aber viele Risiken der Verkehrssicherheit erst erzeugt. Die sich aus der Kappung oben rechts ergebenden Risiken wurden schon angesprochen.


Solche Totäste an allerdings für die Verkehrssicherheit unproblematisch niedrigen Gehölzen werden keine gesunden Bäume hochkommen lassen.


                                    



Dennoch scheint die Verkehrssicherheit nicht der eigentliche Zweck der Maßnahme gewesen zu sein. Der Vergleich mit dem wunderbaren Wuchsbild der jetzt gefällten oder gekappten Eschen muss zur Frage führen, warum nun der hier abgebildete Baum als verkehrssicher durchgehen soll; die Krone reicht bis über ein großes Mobilwohnheim. In der abgebildeten Höhlung des nächsten Baumes lebt der Holzwurm.





Das gärtnerische Verständnis scheint sich heute darauf zu beschränken, die Pflege so mangelhaft auszuführen, dass nach nicht allzu langer Zeit eine neue Maßnahme notwendig wird - im Regelfall eine Fällung oder Rodemaßnahme.

Immerhin hat man hier erreicht, das der Autofahrer nun ein Sinnbild vergangenen Rittertums erleben darf, das ja ebenfalls von einer dicken Blechschicht abhängig war.




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Copyright © St. Th. Hahn, am 11.3.2010, korr. am 15.5.2012.
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