Definitionen Subtropen - Meridionale Zone


Gegensätzliche Bedeutungen

Im deutschsprachigen Raum wird eine Zonierung, die eine aride subtropische von einer meridionalen oder warm-gemäßigten Klimazone trennt, nur in der Vegetationskunde ziemlich einhellig vertreten.


Die These der zonalen Trennung von subtropischer und meridionaler Zone kann aber noch genauer begründet werden:

1. Auch in der Meteorologie und Klimakunde wird eine (allerdings sehr dominante) subtropische Hochdruckzone von einer gemäßigten Westwindzone unterschieden.
Die erstere gehört zur tropischen Hadley-Zirkulation, die letztere entspricht der außertropischen Ferrel-Zirkulation.

2. Der dominierende Einfluss der Westwind-Gürtel ist charakteristisch für die mittleren Breiten und die sogenannte 'Temperierte Klimazone', bestimmt aber auch das Mittelmeer-Klima.
Dessen Kennzeichen, eine humide Jahreszeit mediterraner Winterregen hängt völlig von den zyklonischen Prozessen der Westwindzone ab.

3. Der lebensfeindliche Regenmangel der Sahara ist demgegenüber zurückzuführen
- auf die hier klimabeherrschenden Fallwinde der Passatzirkulation und hat damit paradoxerweise seinen Ursprung in den Feuchttropen;
- auf die von der Sahara zum Atlantik gedrehten trockenen Ostwinde derselben Passatzirkulation.

Die Hochdruckzone der Sahara unterscheidet sich so signifikant vom geläufigen Verständnis des Tropenklimas als perhumid, dass dieser ausgedehnte Wüstengürtel einer besonderen Kategorie zugehören sollte, wenn nicht dem Meusel'schen Subtropen-Gürtel, dann doch den Köppen'schen Trocken- oder B-Klimaten, wie es ja auch der Fall ist.

4. Das Mittelmeer und seine Küsten bilden einen flächenmäßig bedeutenden geografischen Raum, dessen Bedeutung als Klimatyp aber vielleicht nicht genauso groß wie seine Fläche ist. - Man könnte dieses Klima daher ebenfalls den Trockenklimaten zurechnen und seine Ausprägung lediglich dem maritimen Einfluss des Mittelmeeres.
Doch ist man sich weitgehend einig, das von Westwinden domierte Mittelmeerklima den gemäßigten Klimaten zuzuordnen, eben den Köppen'schen Regen- oder C-Klimaten, allerdings in einer besonderen Ausprägung.

5. Die Klimaverhältnisse der Tropen und Subtropen werden durch jahreszeitliche Schwankungen des tropisch-humiden Wettergeschehens infolge der Wanderung der innertropischen Konvergenz (ITC) bestimmt; die tropischen und subtropischen Jahreszeiten werden also durch das Wasserangebot bzw. das fehlende Wasserangebot definiert.
Außerdem wären sie von Klimaten mit thermischen Wintern abzugrenzen, also von Jahreszeiten mit niedrigen Temperaturen, wie sie eingeschränkt auch im Mittelmeerraum herrschen.
Die Klimaverhältnisse der Temperierten Zone werden dagegen durch jahreszeitliche Schwankungen des Witterungsgeschehens in Polnähe bestimmt, wobei die Jahreszeiten dieses humiden Klimas durch das Wärmeangebot hervorgerufen werden. - Das gleichmäßige Wasserangebot ist zweifellos auch auf eine geringere Verdunstung infolge niedriger Temperaturen zurückzuführen.


Bei Berücksichtigung dieser Zusammenhänge schält sich folgender Schluss heraus, dass nämlich 'subtropisch' ein Tropenklima, 'meridional' (oder 'warm-gemäßigt') ein Temperiertes Klima bezeichnet.




Überschneidung der Bedeutung

Wegen der globalen Dynamik des Klimasystems ist eine genaue Lokalisierung von klimaökologischen Zonen gar nicht möglich. Von Hermann Flohn wurden daher verschiedene zonale Klimata, darunter auch das mediterrane Klima, als Wechselklimata bezeichnet.


Vor allem die Klimazonen der Nordhalbkugel werden durch die Kontinentalität ihrer Landmassen mit abnehmenden Niederschlägen beeinflusst; insbesondere auch die Kontinentalität der wüstenhaften nordafrikanischen Landmasse ist besonders ausgeprägt.

Sehr heterogene Teile der mittleren Breiten werden sowohl von den sogenannten Subtropen als auch von einer meridionalen Zone abgedeckt; für die Zwecke der Klimaklassifizierung sind beide Begriffe zu ungenau.

Die Lage der mediterranen Klimagebiete und der immerfeuchten Ostseiten-Klimate um den 35. Breitengrad ist nahe genug an den tropischen Wendekreisen, um sie noch als subtropisch bezeichnen zu können.

Durch Ausschluss der subtropischen Hochdruckzone im engeren Sinne ist allerdings die 'Meridionale Zone' genauer definiert als es 'Subtropen in weiterem Sinne' wären.


So sind die Jahreszeiten auch der 'meridionalen' Zone tatsächlich stärker durch die hygrischen Bedingungen als durch die Temperaturen bestimmt, was im Falle des Mittelmeerraumes bedeutet, dass hier während großer Teile des Jahres 'subtropische' Trockenheit herrscht.

Doch wird das Modell der thermischen Klimazonen durch meridionale Zonen, die sich auf der Nordhalbkugel zwischen subtropische und temperate Zonen schieben, bereichert und differenziert. Dadurch war eine weit genauere Darstellung der ausgedehnten nördlichen Landmassen möglich als mit anderen Klimazonen-Modellen. (Die meridionalen Zonen scheinen allerdings außerhalb Europas nur ungenau abgegrenzt zu sein; so gehört nach Meusels Einteilung angeblich fast das ganze China mitsamt seinen Gebieten großer Trockenheit und Winterkälte zur meridionalen und submeridionalen Zone.)


Die meridionale und submeridionale Zone nach Meusel et al. 1965 umfasst neben mediterranen Hartlaubwäldern auch wüstenhafte Trockengebiete, eurasische Steppen und auch die sommergrünen Trockenwälder Osteuropas [Rothmaler 1987].

Dass auch in die meridionale Zone Teile der Sahara mit einbezogen werden, scheint wenig durchdacht. Möglicherweise wurde hier die thermische Grenze - was durchaus üblich ist - auf Grund der Verbreitung bestimmter Florenelemente abgeleitet, die in einer Wüstenlandschaft ohne konkurrierende Arten eine klimatisch nicht gerechtfertigte Grenzverschiebung bewirken.

Schroeder 1998 weist auf die Ähnlichkeit und Verwandtschaft der xerophytischen Pflanzenarten hin und fasst deshalb die Vegetation der tropischen und peritropischen Trockengebiete als eurytropisch zusammen.

Meridionale Zone und subtropischer Hochdruckgürtel beherbergen also ähnliche Florenelemente.


Für alle beide dieser arid geprägten Klimagebiete wird der Begriff subtropisch verwendet. Nun gibt es aber an den Ostseiten der Kontinente bzw. der meridionalen Zone auch sehr regenreiche Gebiete, die ebenfalls als subtropisch bezeichnet werden.

Auch Jürgen Schulz ("Die Ökozonen der Erde") stellt diese Ostseiten-Klimate zu den Subtropen, weist aber selber darauf hin, dass sie durch regelmäßige Fröste im Winter gekennzeichnet seien.

Die immerfeuchten Gebiete an den Ostseiten der Kontinente liegen tatsächlich alle ungefähr in den Breiten um 30° und können allein schon deshalb zu den Subtropen gerechnet werden. Sie erhalten allerdings ganz im Gegensatz zu dem Konzept der Subtropen mit Winterregen die höchsten Niederschlagsmengen im Sommer.

Es erscheint kaum sinnvoll, hygrisch völlig gegensätzliche Klimate unter dem Begriff 'meridional' oder 'subtropisch' zusammenzufassen.

Allerdings werden diese gegensätzlichen Regenregimes jeweils durch dieselben Zirkulationssysteme zusammengehalten. So sollen die Lorbeerwald-Klimate an den Ostseiten der Kontinente schon dem 'meridionalen' Westwindgürtel zuzuordnen sein.


Gleiche Bedeutung oder Indifferenz

Die Autoren der verschiedenen klimatischen und vegetationskundlichen Klassifikationen verwenden die Begriffe 'subtropisch' und 'meridional' als übergeordnete Kategorie, die in klima-ökologische Teilräume (Klimaprovinzen) aufgegliedert werden, deren Abgrenzung dabei keine großen Unterschiede aufweist.

Das Konzept thermischer Klimagürtel hat außerhalb der Tropen und des Polargebietes eigentlich kaum Aussagewert, da diese durch Nähe zum Meer, Kontinentalität und die verschiedensten Windsysteme variiert werden und ganz unterschiedliche Klimate hervorbringen.


Es ist anzunehmen, dass die beiden Begriffe im normalen Sprachgebrauch aus Unkenntnis undifferenziert und mit synonymer Bedeutung gebraucht wurden und werden, wobei der Begriff 'meridional' überhaupt nur Wenigen bekannt ist.

Es besteht gleichzeitig die Tendenz, verstärkt den Begriff 'subtropisch' anzuwenden und den Begriff 'meridional' als ungebräuchlich auszuschließen (vgl. Jürgen Schulz, der in "Die Ökozonen der Erde" die warmtemperierten Zonen H. Walters nun einfach als subtropisch bezeichnet, ohne das genauer zu erläutern).


Langfristige Betrachtung macht den Begriff 'meridionale Zone' obsolet (überflüssig). - In Warmzeiten besaß der Mittelmeerraum ein Sommerregen-Klima unter tropisch-monsunalem Einfluss; in den Eiszeiten herrschte dort unter polarem Einfluss ein boreales bis nemorales Klima. Und in naher Zukunft ist auf Grund des menschengemachten Klimawandels im Mittelmeerraum wieder ein stärker tropisch (wenn nicht arid-subtropisch) beeinflusstes Klima zu erwarten.


Dann war die meridionale Klima- und Vegetationszone praktisch eine vorübergehende Erscheinung, denn die Zonalität der Nicht-Tropen wird vor allem durch Temperatur-Unterschiede zu den Polar-Gebieten hervorgerufen.

Große Temperatur-Unterschiede verstärken die zyklonalen Luftbewegungen des Westwind-Gürtels, während eine Klimaerwärmung sie abschwächen würde.
Eine sehr starke Temperaturerhöhung würde diese Zonalität so sehr reduzieren, dass man nach heutigen Begriffen auch in Helsinki von einem subtropischen Klima sprechen könnte.

Dennoch ist die zunehmende Verwendung des verallgemeinernden Begriffs 'subtropisch' eine Kapitulation vor der gesellschaftlich verschuldeten Klimaveränderung!



Zum Thema südlicher Klimata sollen bald weitere Beiträge erscheinen, die sich vor allem auch mit den Auswirkungen des Klimawandels befassen.





Subtropen-Frage




Subtropen und Meridionale Zone


Thema

Klimazonen als Strahlungsgürtel

-- Solare und physische Geozonen



Die abweichenden Schulen



Definitionen Subtropen - Meridionale Zone

-- Gegensätzliche Bedeutungen

-- Überschneidung der Bedeutung

-- Gleiche Bedeutung oder Indifferenz



Quellenangaben




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