Aktuelle meteorologische Theorien zur Ursache der Starkregen-Katastrophe 2021




Einleitung
Das flüchtige Tief 'Bernd'
- Bewegungsrichtung der Unwetter
Trogwetterlage, Kaltlufttropfen und Höhentief
- Höhentief und Kältetief
Wetterlage des 'Europäischen Sommermonsuns'
Außergewöhnliche Mengen an 'niederschlagsfähigem Wasser'
Zusammenhang mit dem Klimawandel
Quellenangaben




Einleitung


Die zu diesem meteorologischen Prozess im Internet veröffentlichten hastigen Verlautbarungen machten nicht den Eindruck, dass ihre Urheber den Vorgang wirklich verstanden hätten.

Oder diese Aussagen waren nur für das mediale Allgemeinverständnis etwas unverständlich formuliert worden, also für den Laien in den Augen des Meteorologen.

Auch nach ihrer monatelanger Analyse kann ich nur schlussfolgern, dass die interviewten Wetterkundler nur so etwas wie das 'Hornberger Schießen' im Sinne hatten. Den Medien genügte natürlich bei einem solchen Anlass praktisch jedes Statement - auch ohne Sinn und Verstand -, um in die Öffentlichkeit multipliziert zu werden.

Statt einer meteorologischen Erklärung des Starkregenereignisses findet man im Internet bis auf einige, schwer zugängliche Wetterkarten-Archive zum Thema nur reine Desinformation.


In dem die Unwetterereignisse behandelnden Wikipedia-Artikel "Hochwasser in West- und Mitteleuropa 2021" werden einleitend alle Mutmaßungen und dumpfen Ahnungen zu ihrer Ursache in einem Satz versammelt: "Seit Anfang Juli 2021 gelangten von Frankreich und über das Piemont warme stürmische Winde und danach mit dem Höhentief von Norden her eine kühle Windströmung nach Mitteleuropa. Daraus entstand ein großes, wegen einer Trogwetterlage relativ ortsfestes Tiefdruckgebiet." [Wikipedia, 2. August 2021]

Gemeint ist einerseits das Tief 'Bernd', andererseits eine unbestimmt-vage 'Trogwetterlage', die aber möglicherweise nicht identisch mit dem ominösen 'Höhentief' war.

Darüberhinaus hatten die in diesem äußerst irreführenden Wikipedia-Artikel an zentraler Stelle beschriebenen Ereignisse in der Schweiz offensichtlich überhaupt nichts mit dem Tief 'Bernd' zu tun.


Nicht unerwähnt darf bleiben, dass sich diese Wetterlage auch nach 6 Wochen noch nicht grundlegend verändert hatte - mit leicht verminderter Intensität, aber häufigen weiteren Starkniederschlägen, deren einer dann auch in meiner Wohnung einen Wasserschaden verursachte.


Angesichts der Mitte Juli eingetretenen Katastrophe, die vorausgesagt hätte werden sollen, versuchte die Unwetter-Webseite uwr.de sich mit sinnlosen Erklärungen.

All die dort aufgeführten Faktoren könnten natürlich an den unerhörten Regenmengen beteiligt gewesen sein:


# Die normalen konvektiven Niederschläge des Sommerhalbjahres:

"... ein aufsteigendes Luftpaket steigt immer weiter und wird dabei nicht gebremst ..." [Dietz, uwr.de].
Vorbedingung sei, dass das Luftpaket genug niederschlagbares Wasser ('precipitable water') mit sich führe.

Konvektive Starkregen scheinen sonst eher für die Tropen typisch zu sein. Jedenfalls schreibt eine andere Webseite [CEDIM, am 19. Juli 2021], die Einzigartigkeit dieses Niederschlagsereignisses habe in den hohen Regenmengen > 100 mm bestanden, die zwar bei konvektiven Ereignissen auftreten können, aber verknüpft waren mit ihrer großen räumlichen Ausdehnung, welche sonst eher von Landregen aus Schichtwolken vom 'stratus'-Typ erreicht wird [CEDIM, am 19. Juli 2021].


# Konvergenzen:

Durch Konvergenzen werde "gewittrigem Starkregen" zusätzliche Feuchtigkeit zugeführt, die das 'Niederschlagbare Wasser' noch stark vermehre.

Die CEDIM-Webseite weist hingegen auf eine solche starke Konvergenz an ganz anderer Stelle hin, als eine sich "entlang der deutschen Ostseeküste bis nach Zentralpolen erstreckende Konvergenzlinie", die dort heftige Gewitter auslöste [CEDIM, am 21. Juli 2021].

Nach dem Referenzlehrbuch der Meteorologie entstehen Konvergenzen durch internen Luftdruckabfall innerhalb des Warmluftsektors eines Tiefs bei starker Erwärmung durch Ansaugen seitlicher Luftmassen unterschiedlicher Herkunft [Häckel 2021].

Hinzu kommen großräumige Konvergenzen beim Zusammenprall von Luftmassen ähnlicher Eigenschaften, die dadurch in kühlere Höhenschichten gedrückt werden.


# Eine stationäre Wetterlage:

Diese stellt in den tropischen Regionen der Welt mit thermischen Tiefdruckgebieten die Norm dar. Auch in Staulagen an Hindernissen des Reliefs kann sie entstehen - wie an den Hängen des Rheinischen Schiefergebirges!

Gerade die uwr.de-Webseite macht ein Höhentief für diese stationäre Wetterlage verantwortlich. Das Konzept von Höhentiefs wird hier geradezu als Flaggschiff der Erklärungsversuche für Starkregenereignisse eingebracht, was sich jedoch nicht unbedingt mit dem klimatologischen Wissensstand deckt.

Möglicherweise werden damit Höhentröge gemeint, die sich in unseren Breiten an den Rossby-Wellen der Höhenströme entwickeln. Höhentiefs scheinen dagegen eher in wärmeren Klimazonen mit einer viel höher reichenden Troposphäre verbreitet zu sein.




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