Die Kastanienartigen - 1.2. Arealkunde


1.2.1.1. Bergwaldstufen


Charakteristisch sind Castanopsis- und Lithocarpus-Arten für den tropischen Bergwald, der im Gegensatz zu temperaten Gebirgswäldern keine deutliche zonale Abfolge besitzt, weil die klimatischen Verhältnisse zu geringe thermischen Unterschiede aufweisen und auch in großer Höhe keine Jahreszeiten existieren.

Es gibt aber eine diffuse Grenze zwischen tropischen und außertropischen Sippen, die mit dem Auftreten von Frösten zusammenfällt. Die Waldgrenze fällt mit Frostereignissen von unter − 10° C zusammen und wird nur von wenigen tropischen Gebirgen bei einer Höhe von knapp 4000 m erreicht.

Von F.-G. Schroeder wird dieser tropische Bergwald-Typ als oreotropischer Wald bezeichnet im Unterschied zum montanen «Lorbeerwald»-Typ der sich im Norden und Süden anschließenden meridionalen und australen Klimazonen [--> F.-G. Schroeder: Lehrbuch der Pflanzengeographie. Wiesbaden, 1998. ]. Diese Waldtypen ähneln sich äußerlich stark, aber eben auch in ihrer floristischen Zusammensetzung mit vielen lokalen Castanopsis- und Lithocarpus-Arten.


Mit dem Begriff «Lorbeerwald-Stufe» wird ein humider Bergwald der wärmeren Klimazonen bezeichnet, der an der Grenze seines Verbreitungsgebietes zum kühl-gemäßigten Klima in höheren Lagen direkt in einen Mischwald aus winterkahlen Laubbäumen und Koniferen übergeht. In den Tropen wird er dagegen in den höheren Gebirgsstufen oder in besonders niederschlagsreichen Lagen von einem ebenfalls immergrünen Bergwald, der sogenannten «Nebelwald-Stufe», ersetzt.

Dieser Nebelwald hoher Gebirge und sein Pflanzeninventar wird i. A. dadurch zu einer tropischen Formation, dass hier ohne deutliche Jahreszeiten hohe Temperatursummen erreicht werden, und die hier beheimateten Arten entsprechend hohe Temperatur-Ansprüche stellen. Der Begriff «Nebelwald-Stufe» wird aber verschiedentlich auch für die randtropischen Gebirge, namentlich im Himalaya, verwendet.

Tendenziell kann man sagen, dass in Asien die Lorbeerwald-Stufen häufig von der Gattung Castanopsis beherrscht werden und die Nebelwald-Stufen von der Gattung Lithocarpus.


Während die Gebirge im Süden Vietnams schon tropisch sind, handelt es sich im Himalaya um meridionale (warm-gemäßigte) Bergwald-Formationen. Über der Lorbeerwald-Stufe kann sich häufig noch keine echte nemorale (kühl-gemäßigte) Stufe einstellen, wenn auch Koniferen in großer Vielfalt vorkommen. Die zahlreichen, später vorgestellten Arten des Himalaya-Gebietes, haben ebenfalls noch einen recht hohen Wärmebedarf, während schon Yünnan in seinen höheren Lagen in den kühl-gemäßigten Klimabereich übergeht.

Im Hochgebirge von Taiwan wird die obere Bergstufe wiederum von einer Mischung aus Immergrünen und Koniferen der warm-temperierten Zone sowie Sommergrünen der nemoralen Klimazone gebildet.


Die Vegetationsverhältnisse in den meridionalen und tropischen Teilarealen der Gattungen Castanopsis und Lithocarpus können anhand eines Beispieles aus dem Himalaya verdeutlicht werden: dort gelangen Obstbäume, z.B. Pfirsiche, in der Stufe des immergrünen Bergwaldes nicht zur Fruchtreife, weil infolge des Niederschlagsreichtums und der starken Wolken- und Nebelbildung die Sonnenscheindauer zu gering ist, - die Obstbäume gedeihen erst wieder in den trockeneren, kontinentaleren und kälteren Höhenlagen.

Hieraus ist zu folgern, dass die hier beheimateten Arten recht schattenverträglich sein müssen. Und ihr überwiegend immergrünes Laub ist keinesfalls eine Anpassung an Trockenheit, sondern im Gegenteil eine Anpassung an humide Regen- oder Nebelwaldbedingungen.





Übersicht


1. Die Kastanienartigen

1.1. Botanik


1.2. Arealkunde


1.2.1. Heutige Verbreitungsgebiete

1.2.1.1. Bergwaldstufen

1.2.1.2. Innertropisches Asien

1.2.1.3. Randtropen

1.2.1.4. Gemäßigte Zonen


1.2.2. Ökologische Ausstattung des Areals

1.2.3. Paläogeografie und Paläoökologie


1.3. Stammesgeschichte

1.4. Nutzungspotential



2. Die Gattung Lithocarpus


3. Die Gattung Chrysolepis


4. Die Gattung Castanopsis



Die Gattung Castanea




Tropisches Asien



Arten der Bergwaldstufen bei              Lithocarpus   -   Chrysolepis   -   Castanopsis   





Copyright © 19.7.2005 St. Th. Hahn.
All Rights reserved.


Home