Die Kastanienartigen - 1.2. Arealkunde


1.2.1.2. Innertropisches Asien


Castanopsis- und Lithocarpus- Arten sind im Tropischen Asien in den Gebirgswäldern (in Burma, Malaysia, Sumatra, Java, Neuguinea) bedeutende Waldbildner. Sie sind aber auch im indomalaiischen tropischen Tiefland vertreten. Zu beachten ist, dass der Äquator die großen Inseln Sumatra und Borneo quert, während sich die indonesische Kernzone (Java) in der äquatorialen Peripherie befindet. Hier fehlen die Castanoideae in den Regionen mit einer deutlichen Trockenzeit. Auch die bevölkerungsreichen Flussbecken Hinterindiens sind zu trocken.


Tropische Fagaceen sind die beherrschenden Arten im sogenannten «Tropisch-montanen Eichenwald», - der aber nicht aus Quercus-Arten, sondern aus den hier besprochenen Arten besteht. Dort bilden sie die obere Kronenschicht und bieten mit ihren cremefarbenen Kätzchenblüten einen auffälligen physiognomischen Aspekt. Der Waldtyp gedeiht in der unteren Bergwaldstufe zwischen 700 m und 2000 m.

Am Mt. Kinabalu in Sabah erstreckt sich der submontane Fagaceen-Wald zwischen 900 und 1800 m. Hierauf folgt bis 2700 m eine Stufe mit Myrtaceen und Podocarpaceen und zuletzt bis 3500 m eine Epiphyten-reiche Nebelwaldstufe mit Leptospermum flavescens (Myrtaceae) und Lithocarpus turbinatus. In dieser Höhenlage sind aber auch andere, subalpine Gesellschaften möglich. [--> Wolfgang Frey/ Rainer Lösch: Lehrbuch der Geobotanik. G. Fischer V., Stuttgart, 1998. ]

Die beherrschende Stellung der Fagaceen schon in niedrigen Gebirgslagen des tropischen Asien soll auf die besonders hohen Wärmeansprüche des Dipterocarpaceen-Waldes im Tiefland zurückzuführen sein.

Die Mannigfaltigkeit der Arten geht bei der Vorliebe dieser Pflanzengruppe für Berglagen manchmal auch mit sehr begrenzten Arealen einher, denn es werden Endemiten gefunden, deren Verbreitungsgebiet auf eine einzige Bergkuppe beschränkt ist.


Eingehendere Nachprüfung ergibt, dass die tropischen Fagaceae durchaus auch im Tiefland verbreitet sind oder es früher waren. Sie kommen im primären Regenwald häufiger, aber auch in Sekundärwäldern vor. Sie sind nur teilweise (einige Spezialisten) standortverträglich in Sumpfgebieten und Bereichen mit saisonalen Überschwemmungen.

Gebirge nehmen besonders auf Borneo nur einen kleineren Flächenanteil ein. In Borneo findet man viele Arten der Castanoideae auch auf Tonböden und an Flüssen.

In den tropischen Gebieten ist die Pflanzenvielfalt so groß und haben die Klimabedingungen eine so ausgleichende Wirkung, dass einzelne Arten nur noch in seltenen Ausnahmefällen eine Zeigerfunktion innehaben oder zur Abgrenzung besonderer pflanzensoziologischer Einheiten herangezogen werden können. Immerhin gibt es die oben erwähnten Sonderstandorte.

Die hier besprochenen Gattungen sind in der Wald-Formation der Bergwaldstufe dominierend und kommen im Tiefland meistens nur begleitend oder eingestreut vor.


Tropische Florenregionen in Asien

Die biogeografische Klassifikation orientiert sich weniger an Ökofaktoren als an dem naturhistorisch entstandenen, tatsächlichen Artenbestand:

Die Kastanienartigen besiedeln in Asien innerhalb des Paläotropischen Reiches sowohl das Indische als auch das Malesische Unterreich. Letzteres umfasst die südostasiatischen Inseln mitsamt der Malakka-Halbinsel und Neuguinea.

Das Indische Unterreich kann biogeografisch aufgrund der Verbreitung bestimmter Pflanzengruppen in einen östlichen Teil, nämlich das tropische südostasiatische Festland, und einen westlichen Teil geschieden werden, wobei nur der östliche Teil von den Kastanienartigen bewohnt wird.

Nach Dietrich Brandis verläuft die Grenze zwischen den beiden Regionen etwa bei Kalkutta. Eine Ausbreitungsbarriere stellt die sich westlich anschließende wintertrockene Gangesebene dar, sodass die Fagaceae, die Hamamelidaceae, die meisten Araliaceae und Rubiaceae, Eriobotrya, Pyrus und Acer ihr östliches Verbreitungsgebiet hier nicht verlassen können.

Neuere Gliederungen rechnen auch das Brahmaputra-Tiefland und -Delta zur Vorderindischen Florenregion, was ganz offensichtlich nicht nur der klimatischen, sondern auch der daraus herzuleitenden kulturellen Situation widerspricht. Die niedrigen Gebirge im Osten Indiens und das erwähnte Brahmaputra-Gebiet werden so als Barriere dargestellt, obwohl sie doch eher eine Verbindung zur hinterindischen Florenregion herstellen.

Wichtig ist außerdem, dass die vorderindische Region unter den Einfluss der afrikanischen Flora gelangte und daher meist ganz von der östlichen Paläotropis abgegliedert wird.





Übersicht


1. Die Kastanienartigen

1.1. Botanik



1.2. Arealkunde


1.2.1. Heutige Verbreitungsgebiete

1.2.1.1. Bergwaldstufen

1.2.1.2. Innertropisches Asien

1.2.1.3. Randtropen

1.2.1.4. Gemäßigte Zonen


1.2.2. Ökologische Ausstattung des Areals

1.2.3. Paläogeografie und Paläoökologie


1.3. Stammesgeschichte

1.4. Nutzungspotential



2. Die Gattung Lithocarpus


3. Die Gattung Chrysolepis


4. Die Gattung Castanopsis



Die Gattung Castanea




Randtropen



Tropische Arten bei              Lithocarpus   -   Chrysolepis   -   Castanopsis   





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