Kann sich die Vegetation am Unteren Mittelrhein regenerieren?

2024 war nur eine Erholungspause





rotten wood


Warme Winter, dürre Sommer
Gewaltiger Schaden durch Borkenkäfer
Der Wald verrottet
- Ersatzvegetation
Die Zahlen des Bundesministeriums
- Fördergelder
Spezifisches oder allgemeines Waldsterben?
- Die Rotbuche
- Eichenwald am Mittelrhein
Die Pflanzenphysiologie unter Stress
Regenerationsprozesse
Wasserhaushalt im Bestand - ein Überlebensfaktor
Natürliche oder künstliche Wiederbewaldung?
- Naturwald
Quellenangaben




Warme Winter, dürre Sommer

Das Gedeihen eines Ökosystems oder einer Pflanzenkultur hängt davon ab, ob die Pflanzenphysiologie geeignete Bedingungen vorfindet.
Durch den Klimawandel herbeigeführte Überhitzung und Austrocknung schädigen Pflanzen dauerhaft, auch wenn sie nur vorübergehend auftreten.


Dezember 2024

Waldhang der Burg Rheineck; 26.12.2024 © STH.


Laut Dürre-Monitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (www.ufz.de) war Deutschland als Ganzes sieben Jahre lang (2017 - 2023) von einer außergewöhnlichen Dürre betroffen, die den gesamten Durchwurzelungsraum der Böden zumindestens während des Sommers längerfristig austrocknen ließ.

Meine Foto-Dokumentation aus den Jahren 2015 und 2016 zeigt aber, dass die Vegetation am Unteren Mittelrhein schon vorher massive Dürreschäden erlitten hat.


In den beiden Dürre-Sommern 2018 und 2019 fiel Deutschland buchstäblich trocken.

Auch im Jahr 2020 herrschte noch Regenmangel; Rheinland-Pfalz war aber weniger betroffen. Dürre hatte den Norden und Nordosten stärker im Griff als den Süden Deutschlands. Selbst Pellworm an der Westküste Schleswig-Holsteins, also im Luv des Festlandes und den Westwinden zugewandt, war 2020 von Dürre betroffen.


Auf Grund des Witterungsverlaufes 2018 wurden beispielsweise 80 % der Wälder in NRW durch Kronenverlichtungen und durch eine außerordentliche Borkenkäfer-Kalamität geschädigt ['Natur in NRW' 2018]. Und zwei Jahre später befanden sich diese Wälder laut “Waldzustandsbericht NRW 2020” weiterhin in einem "besorgniserregenden Zustand" ['Natur in NRW' 2020].

Zu Ostern des folgenden Jahres wurde im Fernsehen berichtet [hr 2021], dass im Frankfurter Stadtwald sogar 97 % der Bäume durch die letzten beiden Dürrejahre geschädigt waren. Außer dem abgestorbenen Buchenwald gerade auch Eichen und selbst die Douglasien.
Der Forstbetrieb war fast ausschließlich mit Verkehrssicherungs-Arbeiten beschäftigt, denn abgestorbene, brechende Bäume und Äste könnten Spaziergänger verletzen und töten. [hr 2021]


Stadtpark Bad Breisig

Auch in den öffentlichen Anlagen gehen Gefahren von kranken und abgestorbenen Bäumen aus. Stadtpark Bad Breisig; 27.12.2023 © STH.


2021 und 2023 blieb nur der Westen Deutschlands von Dürre verschont, im Juli 2021 erlebte hier das Ahrtal tödliche Überschwemmungen .

Erst 2024 war wieder ein relativ normales Jahr mit ausreichenden, nicht katastrophischen Regenfällen im Sommer ...


Rückblickend auf die ersten beiden Jahrzehnte extremen Klimawandels in Deutschland kann man sagen, dass sich seine Folgen stärker in zu großer Trockenheit als zu großer Nässe äußerten.


Zwar haben die sommerlichen Hitzeextreme sowohl in Europa als auch in den USA deutlich zugenommen.
Doch sollen die winterlichen Temperaturveränderungen noch ausgeprägter sein als die sommerlichen. [Hauck/ Leuschner/ Homeier 2019 - Kap. 5]

Auch an zu große Wärme im Winter ist die nemorale Vegetation Europas nicht gut angepasst.


Januar 2024

Januar 2024 bei Rheineck; 16.1.2024 © STH.


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Gewaltiger Schaden durch Borkenkäfer

Das kollabierende Klima-Öko-System fördert Schädlinge und Krankheiten.

Der Borkenkäfer-Befall könnte nur der Anfang sein.

Als viel schlimmer empfinde ich, dass das Verhalten vieler Menschen weit verheerender wirkt als das Verhalten von Borkenkäfern.


Ein Fernsehbericht über den Yosemite-Nationalpark Anfang 2018 berichtete, dass die dort mehrere Jahre anhaltende Dürre 70 % der Nadelbäume in ganz Kalifornien zum Absterben brachte.
Die durch den extremen Wassermangel geschwächten Bäume konnten von Borkenkäfern stärker befallen werden als dies normalerweise möglich wäre.


Derselbe Prozess setzte 2018 in Deutschland ein.
Im Januar 2018 hatte der Sturm "Friederike" viele umgeworfene Fichten als Brutstätten für Borkenkäfer hinterlassen. Die darauffolgende extreme Sommertrockenheit zerstörte die Abwehrkräfte der noch stehenden Bäume, so dass zu den Dürreschäden der größte Borkenkäfer-Befall seit Menschengedenken hinzukam. ['Natur in NRW' 2018]


Folgen des Borkenkäfer-Befalls

Die Folgen des Borkenkäfer-Befalls sind immer noch zu sehen. Lützingen; 25.1.2024 © STH.



2021 gab das Landwirtschaftsministerium an, durch die vorangehenden drei Dürrejahre seien "etwa 16 Prozent des in der Bundeswaldinventur 2012 bundesweit festgestellten Fichtenvorrats als Kalamitätsholz angefallen". Der durch die Borkenkäfer verursachte wirtschaftliche Schaden betrage "nach einer ersten Berechnung ca. 12 bis 13 Mrd. Euro". [BMEL 2021]

Die Hauptmasse an Schadholz soll also nicht durch die Trockenheit, sondern durch die Massenvermehrung der Borkenkäfer erzeugt worden sein, und zwar nicht schon 2018 (11 Mio. cbm Borkenkäfer-Holz), sondern erst 2019 (32 Mio. cbm) und 2020 (43 Mio. cbm) [BMEL 2021].
Für 2021 wurden die Schadholzmengen auf etwa ein Drittel niedriger als 2020 prognostiziert.


Doch sind von diesem Borkenkäferbefall nur Fichtenforsten betroffen.


Fast ebenso schlimm steht es um den übrigen Wald!


liegendes Totholz

Totholz bei Niederbreisig; 24.3.2025 © STH.


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Der Wald verrottet

Nach fünf Dürrejahren am Rhein befindet sich der Wald bei Niederbreisig an der Augustenhöhe in einem unbeschreiblichen Zustand.
Da es sich um einen Laubmischwald handelte, war er für die Wirtschaft uninteressant.


Waldzustand

Der Waldzustand in Niederbreisig; 24.3.2025 © STH.


Die industriell erzeugten Emissionen und unberechenbaren Wechsel zwischen Dürre und Überflutung haben die mächtigsten Bäume an ihren Standorten verrotten lassen, damit die "Eliten" Auto fahren und im Internet ihre politischen und finanziellen Interessen durchsetzen können.


Die zuweilen ausgegebenen Warnungen, man solle sich besser nicht durch einen Waldspaziergang den Gefahren brüchiger Äste und umstürzender Bäume aussetzen, scheinen berechtigt zu sein.


Wegrand

Ein Wegrand in Niederbreisig; 24.3.2025 © STH.


Nicht nur überalterte Bestände, sondern auch in jüngerer Zeit gepflanzte Bäume sollen absterben [Frey 2019].
Vor allem ist eben zu beobachten, dass es nicht allein Fichtenforsten sind, die sterben.
Jeder Parkbaum droht, den extremen Klimabedingungen nicht mehr länger standzuhalten.

Leider scheinen auch die einheimischen Waldbäume zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.


In den Wäldern sammeln sich ungeheure Mengen an Totholz und "Dürrständern" an, die die ständige Gefahr von Waldbränden auch nach Deutschland tragen [Schölmerich 2025].


Totholz in Niederbreisig

Liegendes Totholz bei Niederbreisig; 24.3.2025 © STH.


Es wird aber die Empfehlung ausgesprochen, unter dem Aspekt des Bodenschutzes auf eine Räumung dieses Materials zu verzichten [Schölmerich 2025]. Sicher wäre dieses Unterfangen auch logistisch nicht mehr zu stemmen ...

Die Räumung von Kalamitätsflächen zur Eindämmung des Borkenkäfers wurde aber vom Staat gefördert ... Fichtenforstler haben eben immer den richtigen Draht zu politischen Entscheidungsträgern.



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Ersatzvegetation

Wälder können absterben und durch Buschwerk und Grasarten mit geringerem Wasserbedarf oder durch Wüsten ersetzt werden.

Geschädigte Waldgebiete wie am Hang der Augustenhöhe in Niederbreisig sind an starkem Efeuwuchs zu erkennen.


Efeu statt Baum

Im Winterhalbjahr wirkt nur noch das Efeu gesund. Augustenhöhe, Niederbreisig; 24.3.2025 © STH.


Ehemals dichter Wald erhält einen starken Unterwuchs aus Gras, Brombeeren oder Farnkraut.


Brombeeren statt Totholz

Brombeeren ersetzen abgestorbene Kiefern. Oberbreisig; 29.4.2025 © STH.


In Bad Breisig geschieht das vor allem durch das Absterben der Fichten, aber auch Kiefern, entweder in abgegrenzten Schlägen oder in Mischbeständen.


Vergrasung

Vergrasung neben einem Schlag mit abgestorbenen Fichtenbäumen. Ober der Lies; 12.4.2025 © STH.


Brombeeren-Unterwuchs

In einem absterbenden Kiefernbestand breiten sich die Brombeeren aus. Hochterrasse an der Augustenhöhe; 12.4.2025 © STH.


An den sonnenexponierten Hängen des Rheintales werden auch die trockenen Waldgesellschaften mit Traubeneiche geschädigt oder zum Absterben gebracht. Infolgedessen breitet sich dort Gras aus.


Eichenwald am Mittelrhein

Traubeneichen-Wald an der Augustaburg, Brohl; 4.4.2025 © STH.



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